SWR4 Abendgedanken

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29JUL2020
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Ich habe zu viele Fehler gemacht und bin bei der theoretischen Führerscheinprüfung durchgefallen. Natürlich nicht in echt. Ich besitze seit 38 Jahren meinen Führerschein. Aber weil mein Sohn zur Zeit gerade seinen macht, habe ich am Computer auch mal einen Prüfungsbogen ausgefüllt. Nur so zum Spaß! Der Spaß ist mir allerdings vergangen. Von 40 Prüfungsfragen habe ich 16 falsch beantwortet. 20 Fehlerpunkte hätte ich haben dürfen.

Wie gut, dass ich meinen Führerschein schon habe. Und meine Schul- und Examensprüfungen liegen auch schon lange hinter mir. Doch bei all diesen Prüfungen ist es immer nur um das eine gegangen: Möglichst wenig Fehler machen. Dahinter steht die Überzeugung: Fehler muss man unbedingt vermeiden, denn Fehler sind etwas Schlechtes. Wenn ein Lehrer eine Klassenarbeit korrigiert, dann sucht er nach Fehlern. Auch wenn er mal an den Rand ein Lob schreibt, das geht meistens neben den Fehlern unter. Und weil das so ist, versuchen wir überall Fehler zu vermeiden: In der Schule, bei der Arbeit, in den Beziehungen zu anderen Menschen, in der Erziehung unserer Kinder. Fehler sind schlecht. Aber stimmt das wirklich? Sicher: oft ist das so. Ein Fahrfehler am Steuer eines Autos kann anderen Menschen das Leben kosten. Ein Rechenfehler in einer Bank kann Millionen Euro vernichten. Der Fehler eines Arztes kann die Gesundheit gefährden. Aber manchmal haben Fehler auch etwas Gutes. Von Edison, dem Erfinder der Glühbirne, wird erzählt, dass er 9000-mal versuchte, eine Glühbirne zu erfinden, bis es funktionierte. 9000 Mal waren seine Versuche fehlerhaft. Aber immer hat er etwas daraus gelernt.

Fehler zu machen ist menschlich. Deshalb verurteilt Gott uns Menschen nicht für unsere Fehler. Wir sind manchmal sehr unbarmherzig miteinander, aber Gott geht sehr barmherzig mit uns und unseren Fehlern um. Von ihm können wir lernen, miteinander und mit den Fehlern des anderen gnädiger zu sein. In der Bibel heißt es: „Barmherzig und gnädig ist der Herr, geduldig und von großer Güte“ (Ps. 103,8). Wie gut, wenn man das nicht nur von Gott, sondern auch von uns Menschen sagen kann.

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