SWR3 Gedanken

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23JUL2020
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„Ein Paar das nicht miteinander spricht, verlernt sich kennen“.

Dieser Satz* ist weit mehr als ein gutes Wortspiel. Denn so wie man sich durch das Miteinander Reden kennen lernen kann, so kann man sich zu kennen verlernen, sich also fremd werden, wenn man nicht miteinander spricht. Und das ist weiß Gott keine Seltenheit. Denn zu viele Paare, die schon länger zusammen sind, sprechen zu wenig miteinander. Und zuletzt verschwindet mit dem Reden auch die Erotik. Das ist aber kein Naturgesetz. Es muss nicht so sein, dass mit den Jahren den Paaren die Anziehung verloren geht. Die Qualität jeder Paarbeziehung steht und fällt mit dem Reden miteinander. Dem wirklichen Reden. Und was heißt das?

Zu allererst, dass man sich Zeit füreinander nimmt, mindestens einmal die Woche. Zu einem Spaziergang oder einem Glas miteinander. Mit so viel Zeit, dass jeder darüber reden kann, was ihn beschäftigt. Mit so viel Zeit, dass man dem Anderen auch wirklich zuhören kann. Das heißt: Dem nachspüren was er sagt. Und erst dann Antworten geben, Wünsche sagen oder Rückmeldungen geben.
So kann man allmählich wieder zu dem kommen, was eine gute Beziehung ausmacht. In der geteiltes Leid zu halbem Leid wird und geteilte Freude zu doppelter Freude. Denn dass wir miteinander reden macht uns zu Menschen. Und dann es ist auch überhaupt kein Wunder, wenn mit dem richtigen Reden auch die Erotik zurückkommt. Weil das Reden die Seele öffnet und die Seele den Leib.

 

* Quelle: Michael Lukas Moeller „Die Wahrheit beginnt zu zweit – Das Paar im Gespräch“, Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg, 2019, S. 35f.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=31345
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