SWR3 Gedanken

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19JUL2020
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Es ist ja schon paradox, davon im Radio zu reden: Von der Stille. Denn Radio ist doch das glatte Gegenteil davon: Geräusch. Gutes, willkommenes Geräusch. Denn das Radio macht den Alltag schöner und hält uns auf dem Laufenden. Und unser Gehirn braucht ja auch Geräusche zur Stimulation. Aber wie bei allem: die Mischung macht‘s. Das Gleichgewicht zwischen Stille und Stimulation. So wie unser Gehirn Geräusche braucht, so braucht es auch Phasen der Ruhe. Denn in diesen bilden sich neue Zellen. Zellen in den Hirnregionen die für‘s Lernen, Erinnern und die Gefühle gebraucht werden. Stille ist aber nicht nur körperlich gesund, sondern auch seelisch. Der Dokumentarfilmer Philipp Gröning hat ein halbes Jahr in einem Kloster gelebt. Dort hat er seinen preisgekrönten Film „Die große Stille“ gedreht. Er hat sich ganz eingelassen auf das Leben der Kartäusermönche. Am Anfang hat ihn die Stille völlig verunsichert, in eine innere Leere, ja sogar Trauer geführt. Denn wenig konfrontiert einen so sehr mit sich selbst, wie die Stille. Als er aber durch diese Krise durch war, hat er die Stille nur noch genossen. Weil sie ihn hat genauer und tiefer hat wahrnehmen, die Natur, sich selbst und die Menschen um ihn herum. Das hat er dann so schön gefunden, dass er am liebsten im Kloster geblieben wäre. Aber nicht nur wegen der Stille, hat er gesagt, sondern weil er erfahren hat, was aus ihr entsteht:  Offenheit und Güte.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=31341
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