SWR2 Wort zum Tag

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06AUG2020
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Zwar ist der Name des heutigen Festes höchst missverständlich: „Verklärung Christi“, aber Anlass und Inhalt sind brandaktuell. Wenn jemand verklärt aus der Wäsche guckt, ist er entweder verliebt oder gedanklich irgendwo ganz anders. Wer harte Fakten verklärt, ist ein Schönfärber. Doch darum geht es gerade nicht. Im griechischen Urtext steht nicht Verklärung, sondern Umwandlung, Umgestaltung, wörtlich Metamorphose.  Angesprochen wird die uralte Sehnsucht nach klaren geklärten Verhältnissen. Transparent soll es endlich werden, kein Mauscheln und Tuscheln mehr, keine Trickserei hinten herum, Schluß mit Fake news und all den Verstellungen im Alltag. 

Die biblische Geschichte dazu: Jesus nimmt seine Lieblingsjünger mit auf einen Berg, und vor ihren Augen wird er verwandelt. „Sein Gesicht leuchtete wie die Sonne, und seine Kleider wurden blendend weiß wie der Schnee“.  Und vom Himmel kommt die Stimme: „Das ist mein geliebter Sohn, an dem habe ich meine helle Freude“. Geschildert wird also eine Gipfelerfahrung wortwörtlich. Es ist eine Ostergeschichte vorweg. Oben auf dem Berg blitzt in aller Klarheit auf, was Jesus auch in den Niederungen des Alltäglichen ist bis zum Kreuz:  ein Mensch mit besonderer Ausstrahlung, glasklar in seinem Tun und Lassen, richtig gottdurchlässig. In ihm wird Gottes Nähe spürbar.  Kein Strahlemann, der über den Dingen steht und von oben herabschaut. Nein, einer von uns und doch ganz anders, wirklich Gottes geliebter Sohn.

Wir wollen doch alle, Hand aufs Herz, im Grunde auch so klar sein und gut, aufrichtig und mit guter Ausstrahlung. Und wir wissen zutiefst auch, wo es langgeht und dass nur die Liebe zählt. Aber wir schaffen es von uns aus oft nicht. In dieser Ikone vom österlichen Christus leuchtet darum auf, wer wir Menschen eigentlich sind. Wir sind Gottes Bild, und was wir sind, soll wirklich auch sichtbar werden und ausstrahlen: „Du bist mein geliebter Sohn, meine geliebte Tochter“. Wie das geht, zeigen Leben und Weg Jesu. Was Glaubende an diesem Jesus sehen, das will in jedem Menschen zum Vorschein kommen: das Strahlen vor Glück, der reine Blick, die weiße Weste, das Tun der Liebe, das Erscheinen Gottes selbst. (1 Joh 3,2)

https://www.kirche-im-swr.de/?m=31334
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