Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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25JUL2020
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Manchmal ist der Name wie eine Eintrittskarte.

Ich arbeite als Militärseelsorger im Verteidigungsministerium. Ich darf das Gelände betreten, indem ich an der Schranke meine Eintrittskarte – sprich: meinen Hausausweis vorzeige. Darauf ist mein Name, ein Bild von mir und meine Dienststelle.

Wenn wir Besucher von außerhalb zu einer Veranstaltung einladen, müssen wir die anmelden. Wenn Sie zur Wache kommen, wird ihr Name auf der Liste gesucht, dann bekommen sie einen Besucherausweis und werden eingelassen. Wenn jemand nicht auf der Liste steht, ruft die Wache mich an und fragt, ob ich diese Person kenne und sie wirklich zu mir will. Wenn ich selbst weder Haus- noch Personalausweis dabei habe – was durchaus schon mal vorkommen kann – dann habe ich ein Problem und muss schon großes Glück haben, dass mich einer der Wachleute kennt und ein Auge zudrückt…

Das gibt mir einen neuen Blick auf einen Satz aus der Bibel: „Ich habe dich bei deinem Namen gerufen – du bist mein!“ Vor Jahrtausenden hat ein Prophet die Menschen so getröstet: „Gott sagt: Fürchte dich nicht. Ich habe dich bei deinem Namen gerufen – du bist mein!“

Ich verstehe das so: Gott ist so etwas wie mein Heimathafen, mein Stützpunkt. Mein Zufluchtsort. Da gehöre ich hin. Und Gott sei Dank gibt es bei ihm keinen Ausweis, keine Schranke, keinen Wachmann. Denn Gott kennt mich bei meinem Namen. Das bedeutet: Er kennt mich durch und durch. Er braucht keinen Ausweis.

Und bei Gott brauche ich auch keine Eintrittskarte, die ich teuer bezahlen muss, mit meinem Geld, meinen Leistungen, meinem Verhalten.

Ich gehöre zu Gott. Es tut mir gut zu wissen, dass er mich kennt und ich immer zu ihm kommen oder zurückkommen kann. Ich brauche keine Berechtigung nachzuweisen und ich muss nicht fragen: Darf ich reinkommen?

https://www.kirche-im-swr.de/?m=31330
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