Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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23JUL2020
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„Spring schon, du brauchst keine Angst zu haben.“ Ich kann mich noch gut erinnern, als ich als kleiner Junge das erste Mal auf dem 5er stand. Unten war ich noch ganz mutig, aber oben schien alles viel höher. Ich hatte weiche Knie und habe mich gefragt, ob das eine gute Idee war. Und da hat es mir auch nicht geholfen, dass die Kameraden unten „keine Angst“ gerufen haben. –

Ich erinnere mich oft an dieses Erlebnis, wenn ich in der Bibel lese: „Fürchte dich nicht!“ Wie soll einem so ein Zuruf helfen? Was hilft denn überhaupt, wenn man sich fürchtet, weil man vor etwas Unbekanntem steht, das man nicht kennt?

Was auf jeden Fall nicht hilft, ist grübeln. Wie bei einer jungen Soldatin, die wie alle anderen auch vor dem Einsatz zwei Wochen in der isolierten Einzelunterbringung war, eine Corona-Schutzmaßnahme. Viel Zeit zum Grübeln.

Ich habe ihr zugehört. Sie hat mir erzählt, dass sie im Krisengebiet Kommandantin eines Sanitätsfahrzeuges und oft auf Patrouille unterwegs sein wird. Voller Fragen und Angst war sie, dass sie auch wirklich alles richtig macht, denn es war ihr erster Einsatz.

Offen über ihre Sorgen sprechen zu können, das hat ihr gut getan. Und dann konnte ich ihr noch einen Kontakt zu einem anderen Soldaten vermitteln, der genau die gleiche Funktion ein Jahr zuvor hatte. Mit dem hat sie lange geredet, und das hat sie sehr beruhigt. Vor dem Abflug habe ich sie noch einmal erinnert, dass sie erstens auf sich, ihre Fähigkeiten und ihre Ausbildung vertrauen kann. Und dass sie zweitens darauf vertrauen kann, dass Gott bei ihr ist, egal was kommt.

Dann ist sie in den Einsatz geflogen und hat den ersten Schritt ins Unbekannte gemacht. Vielleicht auch mit weichen Knien, aber sicher mit etwas mehr Vertrauen, dass sie diese Herausforderung meistern wird.

ich glaube: Wenn Gott sagt: „Fürchte dich nicht“, heißt das eigentlich: „Vertrau mir! Auch wenn du hinfällst, wirst du die Kraft haben, wieder aufzustehen. Dafür sorge ich. Vertrau mir.“

Wer auf Gott vertraut muss sich nicht fürchten. Es lohnt sich, das zu wagen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=31328
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