Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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10AUG2020
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Weil andere meine Daten haben, wird mein Leben einfacher und bequemer. Am Bildschirm sieht der Arzt meine ganze Gesundheitsgeschichte. Der Versandhändler kennt meine Vorlieben und macht mir passende Angebote. Meine Armbanduhr überwacht meine Gesundheit, mein Handy zeigt mir Corona-Kranke in der Nähe. Und dem intelligenten Lautsprecher Alexakann ich wie einem allwissenden Mitbewohner Fragen stellen und Aufträge erteilen. Das ist die wunderbare Welt der Daten.

Skeptiker warnen zwar vor Missbrauch und Manipulation. Aber der Datenschutz wird ja immer besser, sagen jedenfalls die Daten-Verwerter.

Ausgerechnet die Bibel trübt meine gute Daten-Laune. Sie erzählt von König David, der in Israel eine Volkszählung anordnet. Eine vernünftige Maßnahme, um das Heer zu organisieren, die Besteuerung zu ordnen und Arbeitskräfte zu sichern. Doch Gott nimmt David die Volkszählung übel, weil sie zuallererst der Macht des Königs dient. Und auf seine Macht will er vertrauen, nicht auf den Beistand Gottes. Zur Strafe sendet Gott die Pest ins Land.

Die Geschichte zeigt zweierlei: Wie damals geht es auch heute bei Daten nicht nur um Bequemlichkeit. Es geht um Macht. Wissen ist Macht, so der Volksmund, das gilt heute mehr denn je. Die gesammelten Daten dienen anderen als mächtiges Instrument, sie forschen uns aus und steuern uns, durch präzise auf uns zugeschnittene Nachrichten und Werbung, über Fitneß-Armbänder und anderes. 

Und zweitens: Die digitale Welt wird immer menschlicher. Schon jetzt sprechen wir mit Geräten wie mit einem Menschen, zum Beispiel mit Alexa und dem Navi. Und demnächst wird künstliche Intelligenz vollständig unser Auto steuern. Google scheint allwissend und der Computer allmächtig. Biblisch gesprochen laufen wir Gefahr, uns einen Götzen zu basteln, ein Götterbild aus Schaltkreisen, Sensoren und Speichern, hinter dem sich handfeste Interessen verbergen. Dadurch kommt gottlob nicht die Pest ins Land. Aber weil es eben immer auch um Macht geht, sollten wir nicht zulassen, dass das Digitale zum verehrten Götzen wird. Wir sollten es als das ansehen, was es ist: Ein menschengemachtes mächtiges Instrument, das wir wachsam kontrollieren müssen – bevor es uns kontrolliert.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=31322
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