Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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17JUL2020
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Paris, 17. Juli 1794. Auf einem Karren bringt man sechzehn Frauen auf den größten Platz der Stadt, die heutige Place de la Concorde. Sie alle sind Nonnen aus dem Orden der Karmelitinnen. Eine große Menge von Schaulustigen hat sich eingefunden. Auf die Schwestern wartet die Guillotine, das Fallbeil, mit dem die Revolutionäre all jene hinrichten, die ihnen als Staatsfeinde gelten.

Dazu gehören auch die Frauen und Männer der Kirche. Zu Beginn hatten die meisten von ihnen die Revolution noch unterstützt. „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ – das waren ja auch zutiefst christliche Werte.

Inzwischen aber herrschen die radikalen Jakobiner. Sie wollen das Christentum beseitigen, ersetzen durch den Kult des „Höchsten Wesens“. Die Ordensgemeinschaften sind ihnen besonders verhasst. So werden die Klöster geschlossen. Das haben auch die Schwestern in Compiègne bei Paris erleben müssen, die jetzt auf ihre Hinrichtung warten. Sie hatten versucht, ihre Gemeinschaft im Privaten weiterzuführen. Das ist warin den Augen des Regimes „Landesverrat“.

Nun stehen sie unter dem Fallbeil; in Zivil, ihr Ordensgewand dürfen sie nicht tragen. Ein Revolutionär liest laut ihre Namen vor. Dann müssen sie einzeln vortreten. Die Schwestern sind zwischen 28 und 79 Jahren alt. Vor ihrer Hinrichtung erneuern sie ihre Gelübde und stimmen laut einen Hymnus an: „Veni creator spiritus“ – Komm, Heiliger Geist“. So gehen sie singend in den Tod. Die jüngste Schwester zuerst, die Vorsteherin als letzte.

An jedem 17.Juli gedenkt die Kirche der tapferen Märtyrerinnen aus Compiègne. Sie gehören zu den zehntausenden, die damals dem Terror der Französischen Revolution zum Opfer fielen.

Der Tag erinnert michaber auch daran, dass noch immer Christen in zahlreichen Ländern wegen ihres Glaubens ausgegrenzt, verfolgt und ermordet werden.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=31310
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