SWR3 Gedanken

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15JUL2020
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Es ist schon peinlich… also sagen wir mal so, es ist einfacher über Sex zu sprechen. Und jetzt also Glaube? Oder gar Kirche? Es gehört ja nun wirklich nicht mehr zum guten Ton, Christin und Kirchenmitglied zu sein!

Nun also, ja, ich wage es: ich glaube an Gott. Um genau zu sein: ich glaube an einen Gott, der seinen Sohn Jesus Christus auf die Erde gesandt hat, um uns zu zeigen, dass er uns alle echt gern hat. Also um es mal kurz zu fassen.

Und ich sehne mich nach einer Kirche, die den christlichen Glauben lebt. Ich brauche einen Ort, an dem ich beten kann, eine Gemeinschaft, die Halt in einer haltlosen Welt gibt. Viele halten mich deswegen vielleicht für naiv. Meinen, das Leben sei hart, es wird einem nichts geschenkt, auch nicht von Gott.

Diese Kritik, an so einen guten Gott zu glauben, ist uralt. Deshalb schreibt der Apostel Paulus in der Bibel einen ganz trotzigen Satz: „Ich schäme mich des Evangeliums nicht.“ Ich glaube, das, was vor 2000 Jahren lächerlich wirkte, ist auch heute ein Skandal. Wie kann man an sowas glauben? Einen Gott, den man nicht sieht? Einen Jesus, der so verletzlich und schwach ist, dass er sich noch nicht einmal selbst retten konnte?

Aber mir tut das gut, in einer Kirche zu sein, die Leuten Mut macht, sich nicht zu schämen. Nicht für ihre Empfindsamkeit, nicht dafür, dass sie sich von Gott geliebt fühlen und trotz allem Schweren einen aufrechten Gang haben… So ein Glaube ist wahrlich wider alle Vernunft. Es ist ein Glaube, der Mut braucht. Mut, Offenheit und Sehnsucht, sich selbst treu zu bleiben.

→ Danke an Jutta Weiss, Die Zeit der Scham ist noch nicht vorbei, in: Junge.Kirche I/2020.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=31277
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