SWR3 Gedanken

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12JUL2020
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„Ich fühle mich echt erlöst“ sagt eine gute Freundin und sie fühlt sich erlöst, weil nach Tagen der Angst, nach Nächten, in denen sie sich das Schlimmste vorgestellt hat, der Knoten in ihrer Brust sich als harmlos herausgestellt hat.

Wer sich erlöst fühlt, der fühlt sich von einer großen Last befreit, der kann wieder frei atmen. Erlösung ist eigentlich ein religiöser Begriff. Das wichtigste Gebet für Christinnen und Christen ist das Vaterunser. Und dort heißt es: „Unser Vater … erlöse uns vor dem Bösen“.

Denn ja, das „Böse“ - das, was unser Leben schwer macht und es auch zerstören kann, das existiert ja. Auch wenn die Freundin keinen Krebs hat, Krankheit, Leid und Tod, sie bleiben. Auch wenn wir es nicht wollen - wir tun einander böses an, manchmal tun wir uns auch selbst böses an.

Warum bitten Christen trotzdem immer und immer wieder darum, dass Gott sie vom Bösen erlösen möge?

Ich persönlich bitte Gott darum, dass Gott mir tagtäglich den Mut gibt, gegen das Böse zu kämpfen. Dass Gott mir hilft, mich nicht der Übermacht des Bösen geschlagen zu geben. Ja, ich bitte darum, dass Gott mir auch eine gewisse Leichtigkeit schenkt, damit das Böse keine Macht hat, mich niederzudrücken.

Ich glaube ja, dass wir alle - und vielleicht gerade besonders in diesen Coronazeiten - das Gefühl von Erlösung, Leichtigkeit und Mut gut gebrauchen können. Mut, um nicht einfach aufzugeben, wenn es sinnlos scheint. Wenn man krank wird oder die Arbeit verliert.Mut, für das Schöne und Gute im Leben zu kämpfen. Für Freundschaften und dafür, dass Leben zu genießen. Trotz allem.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=31274
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