SWR2 Wort zum Tag

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11JUL2020
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Ein wenig war es damals wie heute zu Corona-Zeiten: Ganze Gruppen von Menschen begaben sich in eine Art Quarantäne; und zwar: für immer. Klausur heißt es, Kloster auch – und beide Worte sprechen  von Abschließen, Einschließen –  und wohl auch davon, dass andere ausgeschlossen sind.

Für Europa erfunden hat das Kloster als Lebensform wohl  der heilige Benedikt von Nursia in Italien… Glückwünsche zum Namenstag schon mal an alle Benedikts und Benediktas!Benedikt hat sich damals für einige Zeit zurückgezogen. Und in der Einsamkeit und zusammen mit ein paar Freunden hat er dann so etwas wie erste Klösterchen gegründet – sie hatten schon bald bemerkt, dass Mönche besser mit anderen zusammen leben und nach Gott suchen sollten.

Und wo Menschen zusammenleben, auch noch auf engstem Raum, braucht es Regeln – sonst sorgt jeder für sich selbst; Ende mit Gemeinschaft. Eine solche Regel hat der Klostergründer Benedikt dann auch aufgeschrieben; so etwas wie ein Grundgesetz für Klöster, für Mönche und Nonnen.

Der Haupt-Fortschritt dieser Regel, sagen manche: sie macht das Kloster zu einem Ort, an dem sozusagen Himmel und Erde zusammentreffen. Weil da gebetet wird – und gearbeitet. Ora et labora heißt das. Im Gebet suchen Menschen ausdrücklich nach Gott. Und wer Gott findet, arbeitet an Gottes Schöpfung mit,  im Handwerk und in der Landwirtschaft, in Wissenschaft und Kunst; und das nützt immer auch der Erde und den Menschen in der Umgebung.

Benedikt von Nursia gilt als ein Vater von Europa.  Wie gut wäre es, wenn dieses Europa und seine Bürgerinnen und Bürger auch zwei Dinge ernst nehmen könnten,  die Benedikts Regel vorschreibt.  Erstens, mehr individuell: „Niemand soll nach dem eigenen Nutzen streben,  vielmehr soll jede und jeder auf das bedacht sein, was für die andern gut ist.“ Im Kleinen tut das schon, wer in Pandemie-Zeiten Mund und Nase bedeckt und so die anderen schützt vor dem Virus, das er oder sie vielleicht in sich trägt.

Und – zweite Regel, dringend für das ganze heutige Europa: Alle Fremden, die kommen, sollen aufgenommen werden wie Christus:  denn er wird sagen: „Ich war fremd und ihr habt mich aufgenommen.“ Wie das praktisch geht, in den Heimatländern, auf dem Mittelmeer und auf den griechischen Inseln: muss heute vielleicht neu diskutiert werden. Aber bitte ausgehend von Benedikts Grundregel:  Vor allem bei der Aufnahme von Armen und Fremden zeige man Eifer …,  denn besonders in ihnen wird Christus aufgenommen.  

https://www.kirche-im-swr.de/?m=31249
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