SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

10JUL2020
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Wie war der Tag Liebling?“ fragen sich die Komikerin Anke Engelke und der Moderator Kristian Thees regelmäßig gegenseitig in einer Radiosendung.

Ich mag diese Frage.

„Wie war der Tag“, das frage ich mich auch manchmal selbst, wenn ich von der Arbeit nach Hause fahre oder wenn ich einige ruhige Minuten am Abend habe.

Dabei geht es mir weniger um die erledigten oder unerledigten Dinge des Tages, sondern es geht mir um die Begegnungen, dich hatte. Und es geht mir um die Gefühle, die mich im Laufe des Tages bewegt haben.

Wenn ich den Tag dann in Gedanken durchgehe, spüre ich auf einmal, wie froh ich war, eine Kollegin, die ich lange nicht mehr gesehen habe, wiederzusehen.

Ich spüre, wie ärgerlich ich bin, weil ich meine Vorbereitungen für das Seminarnicht zu Ende bringen konnte.Verärgert bin ich auch über die Absage einer Fortbildung. Beim Nachdenken darüber spüre ich dann, dass unter dem Ärger eine große Enttäuschung liegt. Ich hatte mich so darauf gefreut. Und ich denke noch mal an den lustigen Moment, als wir mit mehreren im Büro standen – auf Abstand selbstverständlich – und von Herzen über einen Witz gelacht haben. Diese Gemeinschaftserfahrung tut gut nach der langen Zeit der Heimarbeit. Fast alle Gefühle kommen im Laufe eines Tages vor, die Freude, die Traurigkeit, die Angst und die Wut.

Dieser Rückblick hilft mir umzuschalten von der Arbeit auf zuhause. Dann kann ich auch mit den Ereignissen des Tages abschließen und aufgeräumt nach Hause kommen. Manchmal erzähle ich auch meinem Mann dann, wie mein Tag war, und auch mit ihm geht nicht nur um die Fakten, sondern auch um meine Gefühle. Unsere Frage heißt dann: Wie war dein Tag, Liebling? Was hat dich heute bewegt?

Später, wenn ich noch mal mit Jesus ins Gespräch komme, erzähle ich auch ihm von meinen angenehmen und unangenehmen Gefühlen. Ich vertraue sie ihm an, weil ich weiß, dass auch Jesus die ganze menschliche Gefühlspalette kennt: Jesus hat Mitleid mit einem Stummen.

Jesus wird zornig im Tempel über die Geschäfte, die dort getätigt werden.

Jesus ist traurig und weint, als sein Freund Lazarus gestorben war.

Und Jesus hat Angst vor dem, was ihn nach seiner Gefangennahme erwartet. Alles was mich als Mensch bewegt, ist auch Jesus vertraut.

So kann ich mich ihm mit allen meinen Gefühlen, mit allem, was mich belastet und allem, was mich freut anvertrauen und weiß: er kennt das auch!

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