SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

07JUL2020
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Wenn unsere Gäste von unserem stillen Örtchen zurückkommen, dann haben sie oft ein Schmunzeln im Gesicht. „Das stimmt ja, was da steht“ heißt es dann oft. Dort hängt eine Karte mit dem Spruch: „Die Blumen machen den Garten, nicht der Zaun.“

Ich kann das nur bestätigen. Das Arbeiten zuhause in der Corona- Zeit hat mir viel Zeit im Garten geschenkt. Ich konnte meine Arbeit vor einem großen Wintergarten – Fenster erledigen und weit über meinen Garten auf die Felder bis hin zum nächsten Ort schauen.

Das ist ein Luxus. Nicht jeder hat einen Garten. Aber die Natur war und ist in dieser Zeit für viele eine wichtige Hilfe.

Diese viele Zeit mit Blick in den Garten oder bei Spaziergängen hat mich alle Veränderungen in der Natur aufmerksamer als sonst erleben lassen.

Und immer wieder habe ich gespürt, wie sehr die Natur mit unserem Glauben und den Geschichten aus der Bibel verbunden ist. Wenn ich die Veränderungen in der Natur wahrnehme, fallen mir ganz viele biblische Erzählungen ein.

Als erstes springen mir die bunten Blumen in den Blick, eine Pracht: Prärie-Kerzen in rot und gelb, weiße und lachsfarbene Rosen, der duftende Lavendel und viele mehr.

Jesus sagt: „Was sorgt ihr Euch um eure Kleidung? Lernt von den Lilien, die auf dem Feld wachsen… Selbst Salomo war in all seiner Pracht nicht so gekleidet wie eine von ihnen.“

In unserem Dach hat sich eine Spatzen - Großfamilie eingenistet. Oft ärgern sie mich mit ihrem Dreck und mit ihrer Lautstärke, aber ich freue mich auch an ihren kecken Rufen, an ihrem eifrigen Nestbau, daran, wie sie auf der Dachrinne sitzen und Ausschau halten nach den anderen.Die Spatzen erzählen mir von der Lebensfreude und vom Vertrauen, dass sie all das bekommen, was sie brauchen.

Jesus sagt zu seinen Jüngern: „Verkauft man nicht fünf Spatzen für zwei Pfennige? Und doch ist nicht einer von ihnen vor Gott vergessen. Bei euch aber sind sogar die Haare auf dem Kopf alle gezählt. Fürchtet euch nicht! Ihr seid mehr wert als viele Spatzen.“

Mich erinnern diese Worte daran, wie begrenzt wir nur für uns selbst sorgen können. Die Spatzensorgen für den heutigen Tag, unermüdlich und liebevoll. Jeden Tag wir ein neuer Grashalm dem Nest zugefügt, und neues Futter für die Jungen mitgebracht.

Die Spatzen sind mir gute Lehrmeister im Gottvertrauen: mich darauf einlassen, dass meine Planungen nun kurzfristiger und flexibler sein müssen. Nicht ein ganzes Kopfkino voller Sorgen pflegen, sondern im hier und jetzt bleiben. Meinen Grashalm für heute mitbringen: ein aufgeschobenes Telefonat erledigen, mir Zeit nehmen für den Blick in die Natur. „Fürchtet euch nicht“, sagt Jesus.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=31237
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