Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Fasten kann dabei helfen, wieder Geschmack am Essen zu finden. Wer eine Zeit lang bewusst auf etwas verzichtet, lernt es wieder ganz neu zu schätzen. Eine schöne Erfahrung. Fasten kann auch dabei helfen, wieder am Leben Geschmack zu finden; sich neu auszurichten auf das, was unserem Leben Sinn und Tiefe gibt. Der Misereor-Kalender enthält zu dieser besonderen Art des Fastens eine Menge Anregungen, zum Beispiel auf dem heutigen Kalenderblatt. Anne Steinwart schreibt: „Manchmal wünsche ich mir, durch Felder und Wiesen zu laufen, stundenlang, ohne Uhr, ohne Ziel. (…) Manchmal wünsche ich mir, auszubrechen, aus der Enge, aus der Vielzahl der Pflichten, für ein paar Stunden.“ Dieser Wunsch regt dazu an, Ausschau zu halten nach dem, was das Leben bunt machen kann. In der Fastenzeit einmal bewusst auf das weit verbreitete Lebensmotto: „Immer schneller, immer höher, immer weiter!“ verzichten. Die Dinge langsamer aber auch bewusster angehen. Wer ein Leben in Höchstgeschwindigkeit führt, der übersieht viel und macht eine Menge Fehler. Gefragt ist der bewusster lebende und arbeitende Mensch. Das hat nichts mit Rumsitzen oder Rumtrödeln zu tun. Wer langsam und bewusst leben will, dem ist vieles wichtig, was in einem bestimmten Moment geschieht. Dem kann sich auch erschließen, was mit „Muße“ und „Beschaulichkeit“ gemeint ist. „Habet Muße und erkennt, dass ich Gott bin.“ So steht es in Psalm 45. Gemeint ist: Wenn ich mir Zeit nehme, um als Mensch zu mir zu finden, dann kann es geschehen, dass ich auch Gott in meinem Leben entdecke. Das kann eine beglückende Erfahrung sein. Für mich und für andere. Anne Steinwart zeigt das in ihrem Text: „Manchmal wünsche ich mir ein Stück Freiheit für wenige Stunden. Ich käme zurück mit vollen Händen, mit Sonne und Wind, den Arm voller Blumen für euch.“


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