SWR2 Wort zum Tag

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26JUN2020
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„Was wir hier sehen ist buchstäblich ein Wunder“ sagt Pastor Andie Steele-Smith in Kapstadt in Südafrika. Er spricht von einem Waffenstillstand, wie es ihn bisher noch nicht gegeben hat. Hunderte Männer aus verschiedenen verfeindeten Banden haben ihre Waffen niedergelegt. Dort wo sonst Drogen gehandelt werden, wo gestohlen und gemordet wird, ist es jetzt gerade friedlich. Pastor Andie Steele-Smith hat es geschafft, kriminelle Männer und Jugendliche zusammenzubringen. Sie alle arbeiten Hand in Hand gegen einen gemeinsamen Feind: Corona. Weil aufgrund der Pandemie eine strenge Ausgangssperre verhängt worden ist, sind die Menschen auf Hilfslieferungen angewiesen. Seit Jahrzehnten bekriegen sich die Banden hier. Aber momentan helfen sie gemeinsam dabei, alle, die es besonders nötig haben mit Obst, Gemüse, Suppe oder auch Seife zu versorgen.

Pastor Andie ist hier seit ungefähr drei Jahren sozial engagiert. Er sagt: „Durch die gemeinsame Arbeit während der Corona-Pandemie sehen sich die Männer untereinander endlich auch gegenseitig so, wie ich sie sehe: „als Menschen, wie du und ich.“

Zwischen all den vielen Nachrichten, die ich in Zeitungen oder im Internet lese, finde ich diese Geschichte richtig ermutigend. Das was Pastor Andie hier geschafft hat zeigt mir, dass es sich lohnt an das Gute im Menschen zu glauben. Er behandelt selbst die abgebrühtesten Drogendealer so, wie er alle Menschen behandelt - wie Menschen eben. Und er sagt, er selbst wird dann auch so behandelt - wie ein Mensch. Diese harten Kerle entdecken durch Pastor Andie, dass sie auch Gutes tun möchten. Und er hilft ihnen dabei, dass sie es auch können. Die freiwillige soziale Arbeit von ein paar Wochen relativiert natürlich nicht das, was sie in der Vergangenheit verbrochen haben. Aber es ist ein Anfang. Pastor Andie hat festgestellt, dass viele Gang-Mitglieder vor allem eines ganz stark vermissen: einen Vater, der sie liebt und sagt: „Hey, ich bin an deiner Seite.“ Und auf seine ganz eigene Weise bietet er diesen Männern offensichtlich genau das.

Einer der jungen Männer, der selbst schon zum Mörder wurde, sagt von sich selbst:

„Ich habe Fehler gemacht und ich bereue. Ich wurde bestraft und ich werde ein besserer Mensch. Und von Pastor Andie habe ich etwas über Gott gelernt.“

https://www.kirche-im-swr.de/?m=31189
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