SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

02JUL2020
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Die Radieschen und die Karotten sind schon ganz schön groß. Die ersten Tomaten werden reif und einige Gurken haben wir schon geerntet. Wenn ich durch unseren Garten laufe, dann muss ich manchmal an ein Tischgebet denken, das meine Kinder schon aus dem Kindergarten mitgebracht haben: „Aus der braunen Erde, wächst unser täglich Brot. Für Sonne, Wind und Regen, danken wir Oh Gott. Was auch sprießt aus unserem Land, alles kommt aus Gottes Hand.“

Ich mag das Gebet sehr. Außerdem fand ich es toll, dass das im Kindergarten vor dem Essen gesprochen wurde. Denn: ich finde es nicht selbstverständlich, dass bei uns so viel wächst. Es müssen so viele Sachen zusammenkommen, dass etwas wächst. Regen ist wichtig – zu viel ist aber nicht gut. Sonne ist wichtig – zu viel und alles vertrocknet, oder man muss gießen ohne Ende. Insekten sind wichtig – Schädlinge aber nicht und so weiter. Manche dieser Sachen, kann ich beeinflussen. Vieles aber auch nicht. Und doch: Wir haben eigentlich immer genug zu essen. Vielleicht nicht aus dem eigenen Garten. Aber es wächst genug. Deshalb bin ich dafür unglaublich dankbar. Gott dankbar.

„Wie köstlich ist deine Güte, Gott, dass Menschenkinder unter dem Schatten deiner Flügel Zuflucht haben! Sie werden satt von den reichen Gütern deines Hauses, und du tränkst sie mit Wonne wie mit einem Strom.“ Das ist ein altes Gebet aus der Bibel. Und ich glaube, dass der Mensch, der das geschrieben hat, auch genauso dankbar war wie ich. Für ihn war völlig klar. Dass es ihm so gut geht. Dass so viel wachsen kann. Das ist ein Geschenk von Gott.

Als Christ glaube ich, dass Gott es gut mit mir meint. Mit allen Menschen. Dass er weiß, was wir zum Leben brauchen und dass er seinen Teil dazu beiträgt. Deshalb möchte ich mich dafür auch ab und zu mal bedanken – vielleicht mit so einem Tischgebet.

Es gibt aber auch überall Menschen, die nicht so viel haben. Wo nichts oder nur wenig wächst und die hungern müssen. Ich glaube, wenn ich selber dankbar bin, dann fällt es mir auch leichter zu teilen.

Nicht nur, wenn es ums Essen geht. Sondern generell. Selbst dann, wenn ich nur dankbar bin, dass ich z.B. mit meinen Kindern die ersten Radieschen aus der Erde ziehen kann.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=31177
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