SWR3 Gedanken

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28JUN2020
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Ich bekomme immer alles, was ich will, sagt die junge Frau.
Die Ältere schaut erstaunt, überlegt einen kurzen Moment und sagt: „Das kann ja ganz schön sein. Aber mich haben meine Wünsche auch in Bedrängnis gebracht. Ich bin mal mit einem Mann zusammen gewesen, den ich unbedingt heiraten wollte. Aber er hat mir gar nicht gut getan. Es hat lange gebraucht, bis ich verstanden habe, dass er der Falsche war.

Ein anderes Mal wollte ich unbedingt einen bestimmten Job. Aber ich habe ihn nicht bekommen und war darüber sehr unglücklich. Habe ich mich doch so angestrengt.“ „Aber das ist ja furchtbar! Sagt die Jüngere ganz entsetzt. Wie haben Sie das nur verkraftet?

Die Ältere lächelt. „Sie haben Recht. Damals, nach der Trennung, und als es dann auch noch mit dem Job nicht geklappt hatte, da war ich wirklich verzweifelt und wusste nicht weiter. Durch Zufall habe ich von einem anderen Job erfahren. Und da hat es tatsächlich geklappt! Und das Beste war: Am neuen Arbeitsplatz habe ich dann meinen heutigen Mann kennengelernt….

Heute denke ich: auch wenn es eine harte Zeit war, zum Schluss ist es doch noch gut geworden. Sogar richtig gut. Eigentlich doch deshalb, weil das, was ich mir so sehr gewünscht habe, nicht in Erfüllung gegangen ist. Ich meine: Von dem, was man will, hängt nicht immer das Glück ab. Manche Wünsche können auch in die Irre führen… Das zu wissen, hat mir später oft geholfen. Ich habe gelernt, offen zu bleiben, auch dann, wenn ich nicht bekommen habe, was ich wollte.

Der Weg zum Glück führt nicht immer über die Erfüllung der Wünsche. Sondern vielleicht eher durch die Offenheit, mit der ich dem Leben begegne. Offensein für das, was mir vom Himmel in den Schoß fällt. In der Bibel betet einer zu Gott und sagt zu ihm: „Du tust mir kund den Weg zum Leben: Vor dir ist Freude die Fülle.“ (Psalm 16,11).

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