SWR2 Wort zum Tag

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25JUN2020
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Petrus und Paulus werden mit Recht in einem Atemzug genannt, bald ist ihr Gedenktag. Zwar hatten sie einen gewaltigen Krach miteinander, aber genau das führte sie endgültig zusammen, und macht sie zu einem Gründerpaar des Christlichen. Beide sind Konvertiten, bekannt ist die Wende vom Saulus zum Paulus bis heute. Ursprünglich ein leidenschaftlicher Gegner Jesu und seiner Gefolgsleute, wird er einer ihrer kreativsten Anführer. „Dann hat Gott beschlossen, mir seinen Sohn zu offenbaren“ (Gal 1,15), so schreibt Paulus selbst in einem erstaunlichen Steckbrief seiner Geschichte. Es hat ihn innerlich derart erwischt, dass er fortan ein höchst origineller Interpret der Jesusgeschichte wurde. Er hat in Jesus Gott selbst erkannt, wie es für Christen eben typisch ist. Die Wende vom Saulus zum Paulus war derart brisant, dass der Evangelist Lukas später dreimal dieselbe Bildgeschichte dazu ausmalt: eine Lichterscheinung habe den Saulus aus dem Sattel geworfen, dazu die Frage Jesu: „warum verfolgst du mich und meine Leute?“. Es hat den Saulus förmlich umgehauen, vom hohen Ross herunter. Diese Story veranschaulicht gut, was Paulus selbst viel diskreter und fast mystisch formuliert: „nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir“ (Gal 2,20) Bis ins Innerste ist dieser Paulus nun wortwörtlich ergriffen, wie besetzt von einem anderen und für ihn. Es ist wie in einer großen verrückten Liebe, die nun ungeahnte Kräfte freisetzt.

Wie bei Petrus folgt der inneren Bewegung nun eine immense Mobilität im Äußeren, ständig auf Reisen im Vorderen Orient und im Mittelmeer, immer in Verbindung mit Jerusalem, dem Stammquartier des Christlichen, und schließlich Rom im Blick, die Hauptstadt des Weltreiches, wo er dann als Zeuge Christi stirbt. Sein Grab vor den Mauern der Stadt markiert heute eine der Hauptkirchen. Aber viel spannender ist der innere Weg. Eine Schlüsselszene dafür ist der Krach mit Petrus. Der bestand als frommer Jude darauf, dass Christ nur werden könne, wer vorher Jude wird. Paulus dagegen empfand genau das als Rückfall. Denn die Bindung an Jesus macht frei und soll unmittelbar für jeden zugänglich sein, für Juden wie für Nichtjuden. Damit setzte er sich durch. Sonst gäbe es z.B. hier in Deutschland keine Christen. Und immer noch gilt diese Schubkraft des Paulus: „Nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir“

https://www.kirche-im-swr.de/?m=31152
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