SWR2 Wort zum Tag

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24JUN2020
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Er muß ein ziemlicher Revoluzzer gewesen sein, dieser Johannes der Täufer. Heute wird kirchlich sein Geburtstag gefeiert, historisch sicherer ist sein Tod. Er wurde nämlich von einem Provinzkönig namens Herodes in Galiläa gefangen gesetzt und schließlich geköpft, wohl um das Jahr 30 herum. Dass er seinen Landesherrn wegen einer trickreichen Zweitehe mit einer Geschiedenen moralisch kritisierte, war wohl kaum der wahre Grund für seine Hinrichtung. Dahinter steckte eher der Verdacht, er mache Propaganda für die feindlichen Nachbarn im Ostjordanland. Aber verhaltensauffällig war Johannes schon vorher. Er gehörte nämlich zu jenen unruhigen Geistern damals in Palästina, die sich mit den bestehenden Verhältnissen nicht abfinden wollten. Zu viel Römerherrschaft und Cliquenwirtschaft, zu viel Klerikalismus am Tempel in Jerusalem – das sollte ein Ende haben. Sagen wir es kurz: dieser Johannes war gegen die Allianz von Thron und Altar – und das im Namen Gottes. Denn der will Gerechtigkeit und spricht durch prophetische Menschen wie ihn; Gottes Reich und Weltherrschaft sind demnach im Kommen, und dann endlich wird alles anders. Johannes predigte bewusst in der Wüste, in Kleidung und Botschaft setzte er sich ab vom Establishment um den Jerusalemer Tempel. Ein Freund der kleinen Leute war er wohl auch, jedenfalls forderte er radikale Umkehr in Denken und Leben, denn sonst komme es zur Katastrophe und alles werde noch schlimmer. Sichtbares Zeichen der wirklichen Verhaltensänderung war die symbolische Ganzkörperreinigung im Jordan, eben das was man später Taufe nennt.

Keine Frage: ein beachtlicher Typ, aber warum heute noch seinen Geburtstag feiern? ((Warum tragen viele seinen Namen: Johannes, Johanna. Warum gibt es häufig St. Johanneskirchen und drum herum auch die Johannis- Kirmes?)) Der Grund heißt: Jesus von Nazaret. Der nämlich geriet in den Bann des Täufers, er wurde wohl sein Schüler, später sein Assistent. Jedenfalls ließ er sich von Johannes taufen. Und erst nach der Hinrichtung des Johannes trat Jesus öffentlich auf. Zeitlebens hat er den Täufer hochgeschätzt, aber stärker als er verkündete er Gottes Güte für alle. Gottes Weltherrschaft, so Jesus, ist schon derart nahe, dass man hier und jetzt davon Gebrauch machen kann. Der Evangelist Lukas erzählt sogar, Johannes und Jesus seien blutsverwandt gewesen und fast gleich alt, genau ein halbes Jahr auseinander. Deshalb der Gedenktag heute, am 24.6., sechs Monate vor Weihnachten. Ihre Namen sind   Programm: Jesus/Jeschua heißt „Gott rettet“ und Johannes/ Jehochanan „Gott ist gut, und gut wird alles mit ihm“.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=31151
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