SWR2 Wort zum Tag

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Am Aschermittwoch ist alles vorbei. Das sieht die Kirche anders. Sie sagt: am Aschermittwoch fängt etwas Neues an. Spätestens ab Aschermittwoch richtet die christliche Tradition den Blick auf Ostern, das Fest des Lebens. Und der 1000 Jahre alte Brauch des Aschenkreuzes ist ein erster Anfang hierzu. Zunächst die Asche selber. Asche entsteht, wenn organische Stoffe verbrannt werden. Wo Asche ist, wurde etwas vernichtet. Asche ist so ein Symbol für Tod und Vergänglichkeit. In vielen Kulturen spielt sie aber auch eine Rolle, wenn Menschen büßen oder sich reinigen. So badeten die Römer am Neujahrstag in Asche, um gereinigt ins neue Jahr zu gehen, und im Hinduismus reinigt der Feuergott Agni seinen Körper mit Asche, um die Spuren früherer Verfehlungen zu entfernen. Und dann gibt es die mythische Vorstellung vom Phoenix, dem Vogel, der verbrennt und aus seiner Asche verjüngt wieder aufersteht. Schließlich spielt Asche auch als Dünger eine Rolle.
Sie hat also mit Neubeginn zu tun. Es ist etwas abgestorben und wird Ausgangssubstanz für etwas Neues. Das ist eine urmenschliche Erfahrung, dass immer wieder im Leben etwas stirbt und daraus Neues entsteht. In der Kirche beginnt die Vorbereitung auf Ostern mit dem Zeichen der Asche. Den Menschen wird mit geweihter Asche ein Kreuz auf die Stirn gezeichnet. Zum Symbol der Asche tritt so das Zeichen für den Tod Jesu am Kreuz hinzu. Und dann gibt es noch begleitende Worte, zwei verschiedene Sätze. „Bedenke Mensch, dass du Staub bist und zum Staub zurückkehrst“, so lautet der eine Satz, der die Vergänglichkeit betont. Der andere lädt ein zum Glauben und zum Hoffen: „Kehrt um und glaubt an die Frohe Botschaft“. Gemeint ist die biblische Botschaft, dass der Tod uns nicht von Gott trennt. Die Zeichen und die Worte zusammen sind wie ein Programm für die Wochen vor Ostern. Der Realität des Todes ins Auge sehen, um leben zu können. Hoffen für mich und andere. Aus den Chancen des Lebens schöpfen. Ohne Kraft zu verschwenden im Verdrängen des Todes. Aschermittwoch als Beginn eines neuen Realismus im eigenen Leben: Vergänglichkeit sehen und Hoffnung leben – für die Bibel liegt der Akzent dabei eindeutig auf der Hoffnung!
https://www.kirche-im-swr.de/?m=3115
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