SWR3 Gedanken

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22JUN2020
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Ein großer Umbruch für mich und meine Familie: Wir wollen von Baden-Württemberg nach Nordrhein-Westfalen umziehen. Dafür brauchen wir aber Jobs dort. Mein Mann ist Lehrer und es ist gar nicht so leicht das Bundesland zu wechseln. Er kann nämlich nur ein Fach, das aber ziemlich gut: Religion. Er ist dann persönlich zu verschiedenen Schulen in NRW gegangen und hat sich vorgestellt. Und hat dabei seine jetzige Rektorin getroffen. Die hat einen Satz gesagt, der mich beeindruckt hat: „Herr Vering, Sie kann ich brauchen. Und wenn ich mit Ihnen Hand in Hand ins Ministerium marschiere, das kriegen wir schon hin.“ Nach nur einem Gespräch.

Es hat sich dann alles ewig hingezogen. In der ganzen Zeit hat die Rektorin Kontakt zu uns gehalten und sich für meinen Mann eingesetzt, bis es geklappt hat. Einfach so. Sie hat ihn ja wirklich kaum gekannt.

Wir haben an der ganzen Sache neu gelernt, was Fürsprache heißt. Für jemanden sprechen. Sich für jemanden einsetzen. Die Rektorin hat sich für meinen Mann engagiert ganz ohne die sprichwörtlichen guten Beziehungen, die man manchmal braucht.

Ich finde die Lady ganz schön mutig. Fürsprache setzt nämlich grundsätzlich voraus, dass man vertraut. Und das manchmal blind, weil ich die Person gar nicht kenne. Warum macht man das eigentlich? Vielleicht, weil ich sehe, dass jemand für eine Sache brennt, total begeistert ist. Oder weil ich bemerke, dass jemand Hilfe braucht.

Und klar: von Fürsprache habe ich selbst ja auch was. Ein gutes Gefühl, geholfen zu haben oder einen motivierten Mitarbeiter zum Beispiel.

Ich bin der Schulleiterin jedenfalls sehr dankbar für ihre Fürsprache. Ich weiß nicht, ob ich das immer könnte. Mich so vorbehaltlos einsetzen. Dass sie das getan hat, gibt mir aber einen Schubser. Die Augen und Ohren offen zu halten und zu bemerken, wenn jemand Fürsprache braucht. Und dann auch was zu tun. Und zwar mutig.

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