SWR3 Gedanken

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21JUN2020
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„Am Anfang war das Wort.“

Das steht in der Bibel. Und momentan ist der Satz sehr wichtig für mich. Für mich ist das nämlich ein klarer Auftrag: kümmere Dich um das Wort. Sei aufmerksam und achtsam, wenn du sprichst. Worte sind mächtig. Sie haben Kraft.

Ich versuche das immer mehr. Ich achte darauf, wie ich spreche und ich versuche, meine Worte bewusst zu wählen. Wenn ich z.B. fragen möchte, ob jemand in einer Partnerschaft lebt, frage ich inzwischen: hast Du jemanden an Deiner Seite? Ich frage nicht mehr nach Geschlechtern. Ich bin da schon oft ins Fettnäpfchen getreten und möchte niemanden verletzen.

Umso mehr erschreckt es mich, was gerade passiert. Da verwenden verschiedene Gruppierungen und Politiker in Deutschland, Europa und weltweit Worte, die Angst machen oder Ängste schüren. Oder noch krasser, Worte, die sich ganz bewusst an den Jargon des Nazi-Regimes anlehnen. Da ist es möglich, dass ein Politiker von „jagen“ spricht und davon, sich „unser Land und unser Volk zurückzuholen.“

Dass sowas bei uns in Deutschland heute möglich ist, macht mich fassungslos. In anderen Staaten sieht es ähnlich aus. Oberste Repräsentanten denken eben nicht mehr darüber nach, was sie sagen und hauen raus, was ihnen gerade so in den Kopf schießt.

Problematisch wird es dann, wenn ich aufhöre sprachliche Bilder oder Begriffe zu hinterfragen. Gerade jetzt müssen wir wachsamer denn je sein, um nicht auf irgendwelche dumpfen Parolen reinzufallen.

Worte, die Menschen sprechen, dürfen nicht trennen. Ich glaube, das ist mein, das ist unser Auftrag als Menschen in der Welt.

Wenn Gott selbst das Wort ist, dann muss ich jedes meiner Worte wie einen Schatz behandeln. Vorsichtig und sanft, gut überlegt und so, dass es nicht nur mir dient, sondern gut ist für die Menschen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=31122
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