SWR3 Gedanken

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20JUN2020
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Die Emma sitzt an Geschichte. Achte Klasse. Sie kämpft sich durch Quellentexte und Arbeitsaufträge. Und zwischendrin kommt ihr ein Gedanke. „Weißt Du,“ sagt sie, „wenn ich Kinder habe, werden die in Geschichte lernen müssen, dass es Corona gab. Und ich war dabei.“ Sie hat recht. Irgendwann wird diese Pandemie tatsächlich Geschichte sein. Und sie war dabei. Und kann ihren Kindern und Enkeln erzählen, wie das war. Als die Welt stillstand wegen eines winzigen Virus. Und was würde sie erzählen?

Auf jeden Fall vom Home-Schooling und davon, dass es auch Vorteile hat, wenn man in die Schule gehen darf. Davon, wie nervig es war, wochenlang keine Freunde treffen zu dürfen. Und dass selbst Busfahren irgendwie gefährlich war. Solche Dinge hat die Emma erlebt. Und was würdest Du erzählen, fragt sie mich?

Ich würde davon erzählen, wie freundlich und rücksichtsvoll alle waren, als die Pandemie begann. Dass wir bestimmte Berufe ganz neu schätzen gelernt haben. Dass wir ganz neue Wege gefunden haben, füreinander dazu sein, auch wenn wir uns nicht persönlich treffen durften. Und dass das alles aber gar nicht leicht durchzuhalten war, als dann der Alltag wieder eingekehrt ist. Solche Dinge würde ich erzählen. Weil ich sie erlebt habe. Und schließlich überlegen wir gemeinsam, was wir noch gerne erleben würden. In naher Zukunft, die ja dann auch irgendwann Geschichte ist.

Wir würden gerne erleben, dass wir richtig viel aus dieser Krise gelernt haben. Dass es eben nicht nur immer um das eigene Wohl geht, sondern dass alle Menschen es gut haben müssen. Und dass das nicht nur wegen eines Virus so ist, sondern wegen all der anderen Dinge, die der Welt den Atem nehmen. Rassismus, Klimafolgen, Armut. Denn dann könnten wir unseren Kindern und Enkeln voller Freude erzählen, dass wir damals die richtigen Entscheidungen getroffen haben. Für ihre Zukunft. Und wir waren dabei.

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