SWR3 Gedanken

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14JUN2020
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Letztes Jahr sind wir umgezogen. Kleineres Haus, kleinerer Garten. Aber mitten in diesem winzigen Stück Grün in der Innenstadt von Kaiserslautern steht ein Baum. Eine Weide. Schon seit Generationen sitzen Menschen unter ihrem Blätterdach. Finden Schutz vor der Sonne. Finden Schutz vor Regen. Und jetzt sitzen wir unter der Weide.

Wir sitzen nachts zu zweit unter ihren Zweigen und machen uns Gedanken über unsere Kinder. Oder schweigen einfach in die Nacht hinein mit ihren Geräuschen, Gerüchen, Gefühlen. Und über uns wölbt sich die Weide wie eine Art grüner Himmel. Wie eine Art Schutzraum in all dem, was der Tag so bringt. Eigentlich haben wir ein Haus gesucht. Mittlerweile wissen wir: Wir haben einen Baum gefunden. Oder vielleicht hat der Baum ja auch uns gefunden.

Für mich ist unser Baum zu einem Bild für Gott geworden. Starke Wurzeln, fester Stamm und ein immer noch transparentes Blätterdach. Starke Wurzeln, die mich an das erinnern, was mich in diesem Leben trägt und nährt. Ein fester Stamm, an dem ich mich festhalten kann, wenn die Winde wehen. Und ein transparentes Blätterdach, das immer noch Raum lässt für Träume, Visionen, Sehnsüchte.

So einen Baum sollte jeder haben. So einen Baum hat jeder. Vielleicht nicht im eigenen Garten. Aber in seiner Seele. Da ist der Ort, wo Gott liebevoll Wurzeln schlagen will, wo stark und kräftig das Gefühl wachsen kann, letztlich beschützt und behütet zu sein. Ein Schutzraum in mir für all das, was das Leben so bringt. Und gleichzeitig der Ort, an dem meine Träume blühen können.

So einen Baum wünsche ich Ihnen heute. Und wer weiß? Vielleicht geht es Ihnen so wie uns mit unserem Baum. Vielleicht müssen Sie ihn gar nicht suchen, sondern sich nur von ihm finden lassen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=31103
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