Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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17JUN2020
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Geschichten aus der Quarantäne kann im Moment wohl jede und jeder erzählen. Auch in der Bibel gibt es eine solche Quarantänegeschichte. In ihrem Mittelpunkt steht Jona. Jona wird von Gott nach Ninive geschickt. Er soll der Stadt ihren Untergang ankündigen. Aber Jona denkt gar nicht daran, diesen Auftrag auszuführen. Er haut ab, flieht per Schiff übers Mittelmeer. Sein Ziel: Das Ende der Welt. Doch bereits direkt nach der Abfahrt zieht ein gewaltiger Sturm auf. Das Schiff gerät in Seenot. Die Seeleute fragen sich, was wohl dieses Unwetter ausgelöst hat. Und Jona gesteht ihnen seine Flucht. Er ist überzeugt, dass er der Grund für den göttlichen Sturm ist. Jona sieht nur eine Lösung: Die Seeleute sollen ihn über Bord werfen, dann beruhigt sich das Meer.

Aber Gott, so erzählt die Bibel, lässt Jona nicht ertrinken. Er schickt einen großen Fisch, der Jona verschlingt. Der berühmte Wal, in dem Jona dann drei Tage und Nächte hockt. In Quarantäne sozusagen. Isoliert. Allein mit sich, umgeben von einem großen, fremden Organismus.

Jona nimmt die Situation an. Wut oder Ärger? Fehlanzeige. Jona erlebt: Ich bin gerettet, schließlich hätte ich untergehen können. Jona nutzt die Zeit. Gott, davon ist Jona überzeugt, hat diesen Wal geschickt. Und er stimmt, im Magen dieses gewaltigen Seebewohners, ein Danklied an. Drei Tage später spuckt der große Fisch Jona an Land.

Positives Denken heißt das modern, was Jona macht. Er jammert nicht, er beklagt sich nicht, er deutet seine Situation so gut es geht positiv. Er erlebt: Ich bin zwar im Moment allein, aber ich wurde gerettet. Das ist der Grund, warum Jona dankt.

Ich finde, ein wunderbares Vorbild. Für jede Situation, in der ich mich isoliert, allein, bedroht fühle. Für jede Situation, in der ich das Gefühl habe, im Bauch eines Wals zu sitzen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=31091
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