SWR2 Wort zum Tag

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20JUN2020
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Es gibt vermutlich kein Leben, das gänzlich frei von Ängsten bleibt. Als Kind schon nicht: Ich kann mich noch gut erinnern, wie ich mich als kleiner Junge fürchtete, in den Keller zu gehen. Weil da alles so dunkel und schwarz und unheimlich war. Und wie gut es dann tat, die Hand des Vaters oder der Mutter zu spüren. Und auch die guten Worte zu hören, mit denen sie mir meine Angst nahmen.

Aber auch das Leben der Erwachsenen kennt genügend Situationen und Erfahrungen, die geprägt sind von Dunkelheit, von Sorgen, gar von Furcht.

Selbst wenn es nicht immer ausgesprochen wird: Es ist zu lesen im Gesicht eines Menschen, der unter dem Druck einer hohen Verantwortung für viele Angestellte und Mitarbeitende in einer Firma steht. Zu sehen an den fahrigen Händen, die nach Halt suchen, wenn einer seine wirtschaftliche Existenz zu verlieren droht. Und zu spüren in der Niedergeschlagenheit eines Menschen, der vor Trauer nicht aus noch ein weiß und kein Morgen mehr sieht.

So ging es auch den Frauen nach dem Tod Jesu. Im Angesicht des leeren Grabes und der Angst, dass nun auch noch der Leichnam verschwunden ist, wer weiß warum und von wem. Und dann hören sie die Worte des Engels: Fürchtet euch nicht! Jesus lebt, Gott hat alles zum Guten gewendet.

Fürchte dich nicht! Immer wieder sagt Gott es Menschen zu, um sie in ihrer Angst zu begleiten. Siebzig Mal (!) steht dieser Zuspruch in der Bibel. In vielen Mutmach- und Trostgeschichten.

Zum Beispiel in der Geschichte von Jakob, der voller Angst vor dem Zorn seines Bruders Esau fliehen muss, nachdem er sich das alleinige Erbrecht von ihm erschlichen hatte. Und in der Tat: Gott wendet sein Schicksal zum Guten. Am Ende kann er sich sogar mit Esau versöhnen.

Jakob und viele andere, so erzählt die Bibel, haben die Erfahrung gemacht: Gott hat sie in ihrer Angst und Sorge nicht allein gelassen. Sondern ist ihnen beigestanden. Immer wieder. Schmerz, Not, Tod und Leid sind damit nicht aus der Welt geschafft. Aber da ist eine Hand, die stützt und hält und führt. Sie ist zu spüren in all den Menschen, die sich ihrer angenommen haben. Die ihnen geholfen haben, sie getröstet und gestärkt haben, ihnen Mut zugesprochen und gesagt haben: Fürchte dich nicht!

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