SWR3 Gedanken

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06JUN2020
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Eigentlich hätte ich heute eine Hochzeit gefeiert. Erfreulich viele Paare haben sich in diesem Jahr bei mir gemeldet und wollten, dass ich sie in der Kirche traue. Jetzt wurde eine nach der anderen abgesagt. Und selbst die im Herbst hat man ins nächste Jahr verschoben, weil es ja gar nicht sicher ist, ob man unbeschwert feiern kann.

Was das alles für ein Aufwand ist, kann man sich vorstellen: An dem Fest hängt ja nicht nur die Kirche und ich als Pfarrer, sondern auch ein Lokal, eventuell noch eine Band und vieles Andere, ganz zu schweigen von den Gästen, die sich darauf vorbereitet und gefreut haben. Was das gedauert hat, um den Trautermin in diesem Jahr passend zu bekommen und jetzt - hat ein kleines Virus alles durcheinander gebracht.

Natürlich ist aufgeschoben nicht aufgehoben, aber es sind richtig viele Feste, die jetzt abgesagt wurden: Taufen, Konfirmationen, Jubiläumsfeiern im großen Familienkreis- alle müssen irgendwie damit klarkommen, dass sie das in diesem Jahr nicht erleben dürfen.
Mich erstaunt, wie gut viele damit zurechtkommen. Wie tapfer sie einfach alles aufs nächste Jahr umstellen und hoffen, auch dann noch froh feiern zu können. Was bleibt?

Einer der beliebtesten Trausprüche heißt: „Also bleiben Glauben, Hoffnung, Liebe. Aber die Liebe ist die Größte unter ihnen.“ In dieser Situation muss die Liebe tatsächlich viel aushalten. Sie muss wirklich die Größte sein, damit wir gut durch dieses Durcheinander hindurch kommen. Aber die Liebe ist es auch- die Größte. Das erlebe ich so und daran glaube ich. Liebe macht, dass wir über uns hinauswachsen können. Und glauben und hoffen.

Das wünsche ich auch allen Brautpaaren, die ihren Lebensweg noch vor sich haben. Dass sie gerade auch jetzt spüren können, was sie trägt und stark macht.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=31022
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