SWR3 Gedanken

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04JUN2020
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Ich mag Schafe. Auch weil es ein schönes Gebet, einen Psalm, in der Bibel gibt, in dem es heißt: Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. Tatsächlich bleibt der Beter im Bild und sieht sich selbst– nunja – als Schaf.

Leider ist „Schaf“ bei uns auch ein Schimpfwort. Ein Schaf ist blöde, weil es scheinbar gedankenlos einem Hirten hinterher trottet. Und ein Christ ist blöd, weil er blind dem lieben Gott hinterher trottet.

Im Psalm geht es aber gar nicht um das naive Hinterherlaufen, es geht um das Vertrauen. Vertrauen zwischen Gott und Mensch.

Und vor kurzem habe ich mal eine Schafherde beobachtet. Und habe gesehen: Schafe machen, was Weidetiere eben so machen, wenn sie können: Sie grasen. Und damit sind sie zufrieden. Um eine Sache habe ich sie dabei richtig beneidet: Sie müssen keinen Abstand halten, wenn sie in einer Gruppe von mehr als fünf unterwegs sind. Gut, sie kommen wahrscheinlich alle aus dem gleichen Haushalt.

Und: die Schafe sind dem Hirten garnicht hinterher gelaufen. Der Hirte, zu dem die Schafe gehörten, war gar nicht zu sehen. Aber er hatte für die Tiere Wasser bereitgestellt und auch sonst anscheinend gut für sie gesorgt.

Beim Anblick der Schafe auf der Weide habe ich gedacht: wie schön, wenn man so vertrauen kann! Und ich möchte gern wie so ein Schaf meinem Gott vertrauen und ihm nachgehen. Eher jedenfalls als irgendwelchen Menschen, die sich selbst für Gott halten. Die meinen, was sie denken und sagen, wäre alternativlos richtig und gut für alle.

Da folge ich lieber Gott, freue mich wie ein Schaf darüber, wie gut er für mich sorgt. Und dass er immer da ist- auch wenn ich ihn nicht sehen kann..

https://www.kirche-im-swr.de/?m=31020
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