SWR3 Gedanken

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03JUN2020
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There’s no glory in prevention, erklärte der Virologe Christian Drosten. Frei übersetzt: Vorsorge ist langweilig. Der Satz hat sich bei mir eingeprägt, als die Frage im Raum stand: Sollen wir die Schulen dichtmachen, die Wirtschaft runterfahren und das öffentliche Leben auf Eis legen? Das Problem bei dieser Art von Vorsorge: Man kann gar nicht viel machen. Man muss zusehen, wie plötzlich das Einkommen wegbricht, aushalten, dass die Kinder zu Hause bleiben, Freunde nicht mehr sehen und auf der Couch sitzen bleiben. Langweilig, haben meine Kinder gesagt. Und ja, das Problem ist dass man als Einzelner den Effekt nicht so richtig sieht.

Dieses ganze Dilemma hat mich an den Propheten Jona in der Bibel erinnert. Der sollte der Stadt Ninive ausrichten,“wenn ihr so weitermacht, wird eure Stadt und eure ganze Kultur untergehen.“ Also ging er zum König und sagte ihm das. Ninive hatte zu der Zeit offensichtlich einen verständigen König und der veranlasste, dass die Menschen ihr Leben änderten. Und die Leute haben sich tatsächlich auch geändert und siehe da, die Stadt wurde nicht zerstört.

Ähnlich wie damals Jona haben uns die Virologen gesagt: ändert euer Leben. Bleibt zu Hause. Verreist nicht, haltet Abstand. Dann wird euch das Coronavirus nicht töten. Rückblickend können wir wohl sagen: im Unterschied zu anderen Ländern hat es bei uns geklappt. Wie die Menschen in Ninive sind wir vor einer Katastrophe verschont worden.

In der Geschichte mit Ninive war am Ende trotzdem einer unzufrieden. Jona hätte gern gehabt, dass die Menschen mal richtig zu spüren kriegen, wohin ihr Lebenswandel führt. Ganz nach dem Motto: man wird nur aus Schaden klug. Unsere aktuelle Situation zeigt mir: es geht auch anders: Indem man denen vertraut, die was zu sagen haben und Ahnung haben. Aber Virologen und Propheten wissen: There is no glory in prevention. Aber wenn’s hilft…

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