SWR3 Gedanken

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31MAI2020
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Ich fände ja einen Universalübersetzer total praktisch. Den gibt es in Science-Fiction-Filmen. So können sich alle miteinander verständigen, auch wenn sie von fernen Planeten kommen.

Die Bibel erzählt von was Ähnlichem: An Pfingsten haben nämlich die Jünger Jesu zu allen Menschen in Jerusalem sprechen können und alle haben sie in ihrer eigenen Sprache verstanden. Sehr praktisch.

Hätte ich auch gerne vor zwei Jahren in Barcelona gehabt. Ich kann nämlich kein Spanisch. Mehr als „Olá“ und „Gracias“ ist von mir da nicht zu erwarten.

Und dann habe ich doch so was Ähnliches wie ein Pfingsterlebnis gehabt: Wir kamen nämlich zur „Sagrada Familia“, diesem irrsinnigen Kirchenbauprojekt von Antonio Gaudi. Seit fast hundert Jahren wird an dieser besonderen Kirche gebaut. An der Kirchenfassade kann man die Geschichte Jesu anschauen. Gaudi hat sie dort in Stein gemeißelt. Und davor standen also Hunderte Menschen aus allen Erdteilen vor der Kirche und haben lange, lange geschaut und manchmal haben sie gerätselt, was sie da wohl sehen.

Zentral – über dem Hauptportal – ist die Geburt Jesu zu sehen. Gaudi hat dazu sogar eine Art Weihnachtsbaum platziert. So konnten viele – auch aus anderen Kulturen – verstehen, dass diese Geburt Jesu was mit Weihnachten zu tun hat.

Ok, die „Sagrade Familia“ ist kein Universalübersetzer, aber es hat mir gezeigt, dass es eben andere Arten gibt, wie man sich verständigen kann, wie man einander verstehen kann. Es geht auch über Bilder. Und es geht vor allem dadurch, dass man versucht, sich in die andern hineinzuversetzen und auch mal ein Rätsel zu lösen. Vielleicht war das ja auch der Clou beim Pfingstfest in Jerusalem: Die Jünger konnten sich so gut in die anderen hineinversetzen, dass sie einander verstanden haben. So wie jener Kellner in Barcelona. Der war auch so ein Universalübersetzer: Ohne Worte hat er verstanden, dass ich was zu Trinken brauche.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=31016
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