SWR2 Wort zum Tag

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29MAI2020
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Nur auf den ersten Blick ist das ein Widerspruch: einerseits sollen Christenmenschen alles Gute von Gott erwarten –  und anderseits und gleichzeitig sollen sie selbst zupacken und das eigene Schicksal und am liebsten auch das Schicksal der ganzen Welt in die eigenen Hände nehmen. Aber genau diesen Widerspruch  hat eine Solidaritäts-Aktion der katholischen Kirche in Deutschland sich in ihren eigenen Namen reingeschrieben. Renovabis sammelt Geld und Ressourcen ein und hilft damit Christengemeinden und Caritas-Einrichtungen in Osteuropa.

Renovabis – du wirst erneuern, heißt die Aktion. Das zitiert ein uraltes Gebet aus der jüdisch-christlichen Tradition: Sende deinen Geist aus – und erneuere das Angesicht der Erde. „Du Gott machst die Welt schon in Ordnung“ – so klingt das doch. Und unter diesem Namen fordert Renovabis die Leute heraus, für die Schwestern und Brüder in den Kirchen weit weg  zu sammeln und zu spenden? Also: auch deren Not selbst in die Hand zu nehmen, wenn auch indirekt.  Und zwar zu Pfingsten, am Fest des GottesGeistes; um dessen schöpferische Kraft beten sie, heute und morgen. Dass er die Welt erneuert, gerade jetzt, in Zeiten der Pandemie. Die hat auch dort zugeschlagen – und ist auf Bürgerkrieg und Not getroffen, die sowieso schon schlimm genug waren, etwa in der Ukraine...

Genauer hingeschaut – dann löst sich der scheinbare Widerspruch auf. Um Gottes Geist beten und ihm die Rettung und die Erneuerung der Welt anvertrauen: das ist ja ganz etwas anderes als  die Hände in den Schoß legen und alles von Gott erwarten. Eigentlich ganz im Gegenteil. Alles von Gott erwarten –  und gerade deshalb die Sachen in die Hand nehmen;  und zwar mit neuer Liebe und von neuer Kraft zum Engagement beflügelt, um die ja betet, wer auf Gottes Geist hofft und ihn erbittet.

Geist von Gott – das ist ja viel mehr als Hirn und Verstand und Intelligenz. Die sind bei den meisten schon genügend vorhanden. Wer um Gottes Geist betet, bittet auch darum, dass die Menschen ihre eigenen Kräfte aber auch sinnvoll einsetzen, hinschauen und wahrnehmen,  wo Menschen in Not sind und Hilfe brauchen,  hier in der Nähe und dort in der Ferne. Dann können sie solidarische Entscheidungen treffen und die Güter der Erde gerechter verteilen: Das wird die Welt verändern. Beten, gerade auch morgen, an Pfingsten, um Gottes Geist, verändert außerdem auch die Beterin und den Beter selbst –  weiß aus eigener Erfahrung jedenfalls  altfried rempe, Trier – katholische Kirche

https://www.kirche-im-swr.de/?m=30985
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