SWR4 Abendgedanken

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29MAI2020
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Die Christenheit feiert übermorgen Pfingsten. Gott durchdringt die Welt mit seinem Geist. Für mich bedeutet das: Ich verstehe mit Hilfe dieses Geistes besser, wie Gott sich die Welt gedacht hat. Und welche Rolle ich in diesem Plan spielen soll.

In diesem Jahr fällt Pfingsten in eine Zeit, in der vieles anders ist als bisher. Dem entsprechend wird sich auch Gottes Geist anders auswirken. Ich denke, er wird uns raten, manches anders zu sehen und anders zu machen. Ich habe überlegt, wie das aussehen könnte. Und dabei die sieben Gaben des Hl. Geistes zugrunde gelegt. Sie sind seit alter Zeit die Anhaltspunkte, wenn wir von Gottes Geist sprechen.

Ich habe vier von ihnen ausgewählt und beginne mit der Gabe der Weisheit. Wer weise ist, handelt nicht aus dem Affekt. Er lässt sich Zeit und macht sich in Ruhe seine Gedanken, indem er alles mitbedenkt, was er in seinem Leben schon an Erfahrungen gesammelt hat. Gottes Geist rät mir an diesem Pfingsten zu Geduld und einem langen Atem. Es muss nicht so schnell wie möglich alles wieder so sein wie vorher.

Die Gabe der Erkenntnis schließt daran gut an. Was lerne ich aus den Erfahrungen in der Corona-Krise? Dass jedes Menschenleben kostbar ist. Und dass es wichtig ist, viel mehr als zuvor, auf jede und jeden Einzelnen Acht zu geben. Vorsichtig umzugehen mit dem Wunder, das jedes Menschenleben ist.

Gottes Geist findet sich dort, wo Einsicht herrscht. Das ist die dritte Geistesgabe. Etwas zu sehen oder zu hören, ist ja das eine. Aber es einzusehen - das fällt mir oft schwer. Ich habe meine vorgefassten Meinungen. Ich habe mir mein Leben zurechtgelegt, mich eingerichtet. Gottes Geist will aber, dass ich offen bleibe für neue Einsichten, auch wenn diese unbequem und anstrengend sind.

Gottes Geist ist auch ein Rat-Geber. Hier wird es konkret. Was rät er mir in Corona-Zeiten? Mich auf das zu besinnen, was mir wirklich wichtig ist, was ich zum Leben brauche wie das tägliche Stück Brot. Und eben nicht nur ich, sondern jede, jeder. Ein gutes Wort, ein Lächeln, eine kleine Aufmerksamkeit. Wenn ich in der Schlange vor einem Laden stehe, wenn ich in den Bus einsteige, wenn ich auf der Straße jemandem begegne, der reden will.

Es hilft mir, wenn ich weiß, dass es auch nach einer schwierigen Zeit weiter geht. Dass wir gemeinsam wieder auf einen guten Weg kommen können. Und mit der Unterstützung von Gottes gutem Geist.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=30969
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