SWR3 Gedanken

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23MAI2020
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You have too much – die Buchstaben dieses Straßengraffitis sind 2 Meter groß. Du hast zu viel – dieser auf englisch etwas ungelenke Spruch fällt mir beim Joggen jedesmal schon von weitem ins Auge. Und jedes Mal denke ich darüber nach: Du hast zu viel. Zu viel was? Zu viel Geld, Zeit, Möbel, Bücher, Schulden, Langeweile, Streß?

Vermutlich funktioniert der Satz deswegen so gut, weil jeder und jede da etwas eigenes einsetzen kann. Die einen haben zu wenig Geld, aber zu viel Zeit. Andere haben zu viel Streß und zu wenig Freunde. Und wieder andere zu viel Schulden und zu wenig Hoffnung.

Wäre doch prima, wenn man sich gegenseitig aushelfen könnte. In München hat eine Lehrerin schon mal damit angefangen. Weil sie ihren Osterurlaub coronabedingt streichen musste, hat sie überlegt, was sie mit dem dafür eingeplanten Geld Sinnvolles tun könnte. Ulrike P. ist durch die Straßen gegangen, an den geschlossenen Geschäften vorbei. Auch ihr Lieblingsbuchladen war natürlich zu. Und da wurde ihr klar, dass sie was tun kann.

Nach einem Telefonat mit der Inhaberin hat die Lehrerin von ihrem Geld eine Monatsmiete überwiesen. Für den Buchladen eine enorme Hilfe, für Ulrike P. die Aussicht, auch in Zukunft dort einkaufen zu können!
Und dann hat Ulrike P. überlegt, dass andere vielleicht auch gerne von ihrem ‚Mehr‘ abgeben. Deswegen hat sie die Webseite „Helfer-in-der-krise.de“ aufgesetzt. Damit sich andere davon anstecken lassen. Und vom too much und too less mit anderen zu einem solidarischen Ausgleich kommen. Ich finde von solchen Ideen der Solidarität kann es gar nicht genug geben! Sie sind “never too much”!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=30933
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