SWR2 Wort zum Tag

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16MAI2020
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„Es ist eine Lüge, dass die Güter unseres Planeten unbegrenzt zur Verfügung stehen.“ So schreibt Papst Franziskus in seiner Enzyklika „Laudato Si“, in der es um die Bewahrung von Gottes Schöpfung geht. Er beschreibt die sehr reale Gefahr, dass die Menschheit sich ökologisch selbst vernichtet weil wir nur den Markt bestimmen lassen, wie wir wirtschaften wollen. Es scheint so, als hätte der Papst hier vorweggenommen, was wir nun in der Corona-Krise ernsthaft diskutieren!

Das Virus hat uns auf eine brutale Weise eingebremst und jetzt wagen wir auf einmal, grundsätzliche moralische Überlegungen für die Zeit nach der Krise anzustellen. Wir sind trotz aller Warnungen wirtschaftlich doch immer der Logik des Wachstums gefolgt. Und jetzt sagt uns sogar ein Regierungsmitglied: "Die Grenzen der Ressourcen sind endlich, und wir nehmen uns ein Vielfaches dessen, was uns zusteht. Wir leben nicht nur über unsere Verhältnisse, sondern über die Verhältnisse der anderen und unserer Kinder und Enkel." Es ist Entwicklungsminister Müller der darauf hinweist, dass vor allem die armen Länder unter dem Ressourcenverbrauch leiden, von dem wir in Deutschland profitieren. Natürlich haben wir nicht erst durch Papst Franziskus vom Klimawandel gehört und natürlich waren die Fridays For Future – Demonstrationen vor der Corona-Krise schon in aller Munde.

Die Soziallehre der Kirche hat schon vor Jahrzenten erklärt, wie wichtig die Orientierung am Gemeinwohl dafür ist, dass wir solidarisch zusammenleben können. Zu den wichtigsten Prinzipien dieser Lehre ist nun die Nachhaltigkeit hinzugekommen.

Solche sozialen und moralischen Grundsätze schienen sich bisher nicht richtig vereinbaren zu lassen mit wirtschaftlichem Erfolg. Aber das Kartenhaus ist jetzt durch ein Virus einfach umgestoßen worden und die Unterbrechung zeigt mir: Es ist möglich, nicht einfach blindlings weiterzurennen in die Klimakatastrophe. Es muss nicht hingenommen werden, dass weiter massenhaft Tierarten aussterben. Der drastische Rückgang von Plastikmüll, den eine geschickt agierende Gruppe von Lobbyisten bisher verhindert hat, ist machbar!

Die Krise ist die Chance neu anzufangen und einen wirklichen moralischen Fortschritt für die Menschheit zu beginnen. Es gibt dafür viele richtige Ansätze. Sie zeigen sich jetzt und sie brauchen unsere Unterstützung.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=30902
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