Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Kennen Sie jemanden, den Sie so richtig hassen? Dem Sie von Herzen Böses wünschen?
Das ist kein gutes Gefühl, und ich bin mir ziemlich sicher, die meisten von uns würden es vorziehen, keinen solchen Feind zu haben. So ein Feind kostet nämlich ganz schön viel Energie, die man eigentlich für bessere Zwecke gebrauchen könnte.
Ich weiß, wovon ich rede: Ich hatte auch mal so eine Feindin, die hat mich bis aufs Blut gereizt. Aber dann ist sie aus meinem Gesichtsfeld verschwunden und damit haben sich die bösen Gefühle von selbst verflüchtigt.
Nur - manchmal lebt der Feind ja auch nebenan, oder man begegnet ihm täglich auf der Arbeit – und was dann?
So ist es einer Kollegin von mir ergangen - da saß der Feind im Presbyterium, also mitten im Kirchenvorstand.
„Bei jeder Gelegenheit hat er mich gekränkt“, erzählte sie. „Nichts konnte ich ihm recht machen, an jedem Gottesdienst hatte er etwas auszusetzen und immerzu fühlte ich mich von ihm gegängelt.
Ich habe viel geweint deswegen.
Als ich anfing, über eine Kündigung nachzudenken, habe ich mich jemanden anvertraut. Die riet mir: Bete jeden Tag für ihn.
Das ist gut biblisch – dachte ich: `Liebet eure Feinde und bittet für die, die euch beleidigen´. - Aber ehrlich gesagt, überzeugt war ich nicht.
Trotzdem, in meiner Verzweiflung habe ich es einfach versucht: Ich habe für ihn gebetet. Jeden Tag zweimal.
Und was soll ich sagen: mit der Zeit änderte sich etwas. Ich habe mich durch das Gebet verändert. Man kann nämlich nicht mit knirschenden Zähnen für jemanden beten, das geht nicht. Erst muss man seine Wut vor Gott bringen und die miesen Gefühle, und auch die Selbstzweifel.
Nach und nach wurde ich entspannter. Und mein Feind hat das gespürt. Es mag an ein Wunder grenzen, aber heute mögen wir uns.“
Liebet eure Feinde und bittet für die, die euch beleidigen.
Und Gott wird sein Wunder dazu tun.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=309
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