SWR4 Abendgedanken

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08MAI2020
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Der 8.Mai ist ein historischer Tag. Heute vor 75 Jahren ist der zweite Weltkrieg zu Ende gegangen. Denn am 8.Mai 1945 kapitulierte die Deutsche Wehrmacht, der Krieg war – endlich – aus und die Herrschaft des Nationalsozialismus am Ende. Ich habe das selbst nicht miterlebt. Ich kenne die Ereignisse nur aus dem Geschichtsunterricht und aus Erzählungen von älteren Menschen, die damals dabei waren. Sie haben mir erzählt, wie schrecklich die letzten Monate vor dem Kriegsende waren. Als viele Tausende Männer, Frauen und Kinder in den Bombenächten oder in sinnlosen Verteidigungsschlachten ums Leben kamen. Und dann diese gespenstische Ruhe am 8.Mai, als alles vorbei war und niemand wusste, was jetzt kommen wird. Mich haben diese Erzählungen von Menschen, die dabei waren, immer sehr beeindruckt. Viel mehr als der Unterricht in der Schule oder die Fotos in den Geschichtsbüchern.

Aber es werden immer weniger, die es miterlebt haben. Ich finde das gefährlich, weil der Krieg so zu etwas wird, das nur noch in Büchern steht. Für manche Menschen sind dann die Kriegsereignisse in etwa genauso real wie die Geschichten von Winnetou oder Harry Potter. Der Krieg wird zu einer unwirklichen Erzählung weit weg, die mit unserer Welt heute kaum mehr etwas zu tun hat. Dabei täuscht das. Es gibt immer noch so viele Kriege auf dieser Welt. Im letzten Jahr wurden allein 27 Kriege gezählt. Und manchmal betreffen diese Kriege auch uns. Zum Beispiel weil Deutschland Soldaten in diese Länder schickt, um die Kriegsparteien voneinander fern zu halten. Oder weil Menschen aus den Kriegsländern fliehen wie zum Beispiel die Flüchtlinge aus Syrien. Sie bitten dann bei uns um Schutz und Asyl.

Deshalb bewegen mich heute zwei Dinge: Zum einen bin ich dankbar, dass ich den Krieg mit all seinen Schrecken nicht erleben musste und seit meiner Geburt im Frieden leben darf. Das ist ja gar nicht selbstverständlich. Aber auch: Ich will nicht wegsehen, wenn in anderen Ländern Krieg herrscht. Ich will mich nach meinen Möglichkeiten für Frieden einsetzen. Und ich will mithelfen, dass Menschen, die aus Kriegsgebieten fliehen, in unserem Land Schutz und Hilfe finden.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=30815
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