SWR4 Abendgedanken

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06MAI2020
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Schlafmütze! – Das ist fast schon ein Schimpfwort. Wenn jemand so genannt wird, dann bedeutet das meistens: Der oder diejenige kommt morgens nur mühsam aus dem Bett, ist auch sonst eher etwas langsam, wenig ehrgeizig, und sprüht nicht gerade vor Energie. Dass das Wort „Schlafmütze“ eher negativ belegt ist, das hat wohl damit zu tun, dass der Schlaf bei uns keinen hohen Wert hat. Der Schlaf ist so etwas wie die notwendige Erholungsphase, um anschließend wieder leistungsfähig zu sein. Je kürzer der Schlaf, um so mehr kann man anschließend arbeiten und umso weniger verpasst man. Darum gibt es auch dieses Sprichwort: „Der frühe Vogel fängt den Wurm“. Schlafmützen haben da keine Chance.

Wer jedoch an Schlaflosigkeit leidet, wegen einer Krankheit oder vor lauter Sorgen nicht schlafen kann, der weiß den Schlaf zu schätzen. Auch in der Bibel wird viel Gutes über den Schlaf gesagt. Das fängt gleich am Anfang an. Als Gott den Menschen schuf, so wird erzählt, da lässt er Adam in einen tiefen Schlaf fallen, um dann aus seiner Rippe Eva zu erschaffen. Man stelle sich vor, Adam hätte nicht geschlafen: wir Männer wären allein auf der Welt. Wie traurig wäre das! Und dann: Viele bekannte Frauen und Männer aus der Bibel haben Gott im Schlaf reden gehört. Der bekannteste ist vielleicht Josef, der Mann von Maria. Als Jesus geboren wurde, hat Gott drei Mal zu Josef im Schlaf gesprochen: Er solle seine schwangere Verlobte nicht verlassen. Er solle nach der Geburt mit ihr und dem Kind nach Ägypten fliehen. Und später dann hat Josef im Schlaf erfahren, dass er wieder in seine Heimat zurückkehren kann. Hätte Josef nicht geschlafen, die Geschichte mit Jesus wäre vielleicht schon am Anfang ganz anders verlaufen.

Zu meinen liebsten Bibelworten gehört ein Vers aus dem Psalm 127. Da steht: „Der Herr gibt’s den Seinen im Schlaf“. Während ich schlafe, kann es also sein, dass Gott mich beschenkt. Vielleicht mit einem guten Traum. Vielleicht sogar mit etwas, das er mir sagen oder zeigen will. Ganz bestimmt aber beschenkt er mich mit Erholung. Darum dürfen wir mit Genuss und gutem Gewissen schlafen. So wünsche ich Ihnen heute – auch wenn es erst kurz vor sieben ist – einen geruhsamen und von Gott gesegneten Schlaf.

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