SWR3 Gedanken

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01MAI2020
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1. Mai. Tag der Arbeit. Auch dieser Tag ist eigenartig in diesen Zeiten.
Die Einen sind ausgebremst, können oder dürfen seit Wochen nicht arbeiten. Die Anderen müssen arbeiten wie verrückt und wieder Andere unter anderen Umständen – zu Hause. Das könnte eine Gelegenheit sein, zu überlegen, was Arbeit für mich bedeutet. Eine Sehnsucht, weil ich schon zu lang keine habe? Ein Job, Broterwerb, Geldbeschaffung? Ein Mittel zur Selbstdarstellung oder das Mittel mich selbst zu vergessen?
Was ist Sinn und Ziel der Arbeit? Der Theologe Heinrich Pesch hat einen Satz gesagt, der mir gefällt: „Die Arbeit sei Dir weder Dein Gott noch Deine Hölle, sie sei Dir der Weg zu Gott.“ Also: die Arbeit soll mir nicht mein Gott sein. Und Erfolg, Macht oder Geld nicht meine Götzen. Das heißt, Arbeit soll nicht mein ganzer Lebenssinn sein, nicht alles was ich mache und was mich ausmacht. Und sie soll mir auch nicht zur Hölle werden. Dadurch, dass ich zu lange etwas mache, das ich nicht wirklich will. Oder dass ich schon zu lange zu viel arbeite. Oder dadurch, dass sie mir jemand zur Hölle macht, durch Mobbing. Dann sich wehren. Oder raus aus dieser Arbeit. Denn nichts und niemand ist es wert, dass ich dauerhaft unglücklich bin und meine Seele Schaden nimmt.
Und wie sieht es mit dem dritten Teil des Theologensatzes aus: dass mir die Arbeit der Weg zu Gott sein soll? Ich denke, wenn ich mich immer wieder selbst finden kann in der Arbeit. Mit Herz und Verstand dabei sein kann, mich immer wieder auch dabei vergessen kann. Und bestenfalls anderen Menschen zur Wohl-Tat werden kann. Dann bin ich vielleicht auch auf einem guten Weg zu Gott. Und die Corona-Krise könnte auch eine Chance sein, eine solche Arbeit zu tun oder zu suchen…

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