SWR3 Gedanken

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30APR2020
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Geduld. Eine Fähigkeit, die wir gerade alle brauchen. Je länger die Kontaktsperre geht, desto mehr. Die Geduld von Eltern, so schön es auch ist mit den Kindern zu Hause, aber eine solche Dauerzwangsgemeinschaft wie in den letzten Wochen braucht Geduld. Die Geduld der Eltern und die der Kinder erst recht. Das zu Hause arbeiten mag ja auch Vorteile haben, aber ohne Abwechslung ist einem selbst das Bequemste und Gewohnteste irgendwann über. Ganz zu schweigen von all den Menschen, die arbeiten wollen, aber nicht können, weil die Wirtschaft stillsteht. Oder immense seelische Kraft, die die Ärzte und Pflegepersonal aufbringen müssen, wenn sie täglich mit Krankheit, Sterben und Tod konfrontiert sind. Nicht nur durch Corona. Geduld. Geduld braucht Einsicht und Perspektive. Beides ist da in unserem Land. Die Einsicht, dass es diese Kontaktsperre braucht, um unser Gesundheitssystem funktionsfähig zu halten. Damit niemand sterben muss, weil es nicht genügend Beatmungsgeräte gibt. Und auch die Perspektive ist da. Wir haben es geschafft, die Infektionskurve so flach zu halten, dass es nicht zum Zusammenbruch der Notversorgung kommt. Wir haben es geschafft mit Disziplin und Geduld. So schwer das auch fällt. Kinder und Enkel nicht zu treffen, sie zu spüren, zu berühren. Keine Gäste zu haben mit Essen an voll besetzten Tischen, keine Besuche bei den hochbetagten Müttern und Vätern machen zu können. Das hält man nur aus mit Geduld, viel Geduld, die von Liebe getragen ist. Der Liebe, die den Anderen schützen will. Und auch den nicht aus dem Blick verliert, den die Krise noch viel schlimmer getroffen hat als mich mit meiner strapazierten Geduld…

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