Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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29APR2020
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Ein großer Greifvogel am Himmel: Das hat mich schon immer fasziniert. Mit weit ausgebreiteten Schwingen nutzen Greifvögel die aufsteigende Luft und können scheinbar mühelos stundenlang in der Luft schweben. Das hat einfach was Majestätisches!

Flügel haben aber noch eine zweite Aufgabe, die mich sehr berührt. Mit ihnen beschützen die Vögel ihre Küken im Nest vor Kälte, Regen und davor, gefressen zu werden. Deswegen gibt es dazu auch die Redensart „jemanden unter seine Fittiche nehmen“ – Fittiche – das ist ein poetisches Wort für „Flügel“. Wir Menschen können das Gleiche tun: Jemanden beschützen. Sogar Kinder können das.

Wie zum Beispiel Philipp. Er hatte nach den Ferien einen neuen Mitschüler bekommen. Der war anscheinend ein bisschen schüchtern. Deshalb hat seine Mutter Philipp vorgeschlagen: „Dann kannst du ihn ja unter deine Fittiche nehmen und ihm helfen, sich einzugewöhnen“. Und so hat sich Philipp dafür entschieden, den Neuen zum Spielen einzuladen. So hat der sich bald wohl gefühlt.

Das Bild von den starken, schützenden Fittichen wird auch für Gott verwendet. „Er wird dich mit seinen Fittichen decken, und Zuflucht wirst du haben unter seinen Flügeln“. Gott nimmt mich unter seine Fittiche! – Wie schön!

Denn wir brauchen nicht nur in den ersten Lebensjahren jemanden, der uns schützt und Wärme gibt. Von dem wir lernen können. Der Geduld mit unseren Fehlern hat. Kurz: Der uns Raum gibt, damit wir wachsen und reifen können. Das kann jedes Lebewesen ganz von selbst: Sich entwickeln. Es muss nur den entsprechenden Raum dafür haben. Das ist auch mit 30 oder 40, ja sogar mit 60 und noch später so.

Natürlich nehme ich auch gerne jemanden unter meine Fittiche. Was gibt es schöneres, als anderen Menschen zu helfen, sich zu entwickeln.

Aber ich freue mich auch darüber, dass ich bei Gott nicht immer stark sein und alles können und wissen muss. Wenn ich mal nicht weiterweiß, mich elend fühle oder Angst habe, dann lacht er nicht über mich. Gott nimmt mich unter seine Fittiche. Bis ich wieder selbst weitermachen kann.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=30775
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