SWR2 Wort zum Tag

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24APR2020
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„Bleiben Sie gesund“ – ich weiß nicht, wie oft ich diese Worte in den letzten Wochen gehört und gelesen habe. In fast jeder Mail oder jedem Telefonat. Und auch ich habe das allen Menschen gewünscht, mit denen ich gesprochen oder denen ich geschrieben habe. Oder ich habe gewünscht, dass sie gesund werden. Corona ist auch an meinem Freundeskreis leider nicht vorbeigegangen. Gute Worte haben eine Macht! Diese vielen Segenswünsche waren und sind wie eine wohltuende Umhüllung in diesen Zeiten. Das haben mir auch andere erzählt. Wie gut es tut, dass man sich Gesundheit wünscht und dass man behütet bleiben möge. Jede Mail, jedes Telefonat, das so endete, ist ein Einspruch gegen das Böse in der Welt.

Denn das gibt es ja auch, diese machtvollen bösen Worte oder Taten. Menschen, die sich egozentrisch verhalten. Die Schutzmasken horten, statt sie zu verschenken. Die rücksichtslos ihre eigenen Bedürfnisse gegen den Schutz der Schwachen setzen. Die die Krise ausnutzen, um demokratische Grundsätze dauerhaft auszusetzen. Auch dies hat Wirkung und Macht. Ich glaube aber daran, dass die Macht des Segens stärker ist.

Ich habe es mir nämlich nicht eingebildet, dass die Menschen in Deutschland in den letzten Wochen insgesamt freundlicher und rücksichtsvoller gewesen sind. Dieses Ruppige, das Deutschland auch haben kann, das war weniger geworden. Bezeichnenderweise haben mich bei Spaziergängen viel mehr Menschen spontan gegrüßt, obgleich wir ja alle Abstand voneinander gehalten haben. Und obgleich ich diese Menschen gar nicht kannte. Ich habe mich auch gefreut, dass mir die katholische junge Gemeinde eine Karte in den Briefkasten geworfen hat mit dem Angebot für mich Einkaufen zu gehen, wenn ich nicht vor die Türe dürfe. Die evangelische Gemeinde schickte eine Karte mit dem selben Angebot. Ich habe mich wertgeschätzt gefühlt und hatte den Eindruck: Wenn es hart auf hart kommt gibt es Menschen, die es gut meinen.

Ich bin mir sicher, das liegt auch an dieser Macht des guten Wortes. Es ist eine segensreiche Macht. Gerade auch, weil jedes Segenswort darum weiß, dass Leben bedroht ist. Ein Segenswunsch beschönigt nichts, er hilft aber. Das Schöne ist: Er steht auch Menschen zur Verfügung, die selbst gerade ganz schwach sind. Selbst wer alt und krank darniederliegt, kann seinen Mitmenschen wünschen, dass sie behütet und gesund bleiben. So haben selbst die Schwächsten eine einzigartige Kraft, ich meine: Eine Kraft, die von Gott geschenkt ist.

Heute für Sie daher mein Segenswunsch: Bleiben Sie behütet!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=30770
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