SWR2 Wort zum Tag

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21APR2020
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Vor ungefähr drei Wochen habe ich die ersten Regenbögen in den Fenstern entdeckt. Die einzelnen Farbbögen meist von Kinderhänden ausgemalt. Mit einem Male waren sie in ganz vielen Fenstern zu sehen. Erst dann hat mir jemand von dieser aus Italien stammenden Aktion erzählt. Sie soll in der besonderen Situation, in der wir leben, Mut machen. Unter vielen der Bilder steht der Satz: „Alles wird gut!“ Ein mutiger Satz. Gerade weil es in diesen Tagen der Gefährdung längst nicht für alle gut gegangen ist. Und immer noch nicht gut geht. Eher eine Durchhalteparole also? Überhaupt nicht. Vielmehr ein Satz, der hilft, dass das Leben erträglich bleibt. Auch in schwierigen Zeiten. „Alles wird gut!“ Wenn ich diesen Glauben nicht teilen könnte, dann würde ich das Leben nicht aushalten.

Wie gut, denke ich, dass dieser Satz mit dem Zeichen des Regenbogens verbunden ist. Die Zusage Gottes nach der großen Flut – sie gilt also bis heute. „Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht!“ (1. Mose 8,22) Als Zeichen, dass er es ernst meint, schließt Gott mit den Menschen Frieden. Seinen Bogen, seine Waffe, legt er in die Wolken. Als Regenbogen wird aus dem Kriegsgerät dann ein Hoffnungssymbol. Ein Zeichen, das schon eine lange Geschichte hinter sich hat. Im 16. Jahrhundert haben die Bauern mit diesem Zeichen ihre Hoffnung auf ein besseres Leben verbunden. Auch wenn viele ihrer Forderungen erst viel später erfüllt wurden. Als Protest gegen den Irak-Krieg habe ich im Jahre 2003 auch ein großes Regenbogenbanner an unserem Haus aufgehängt. Auch damals kam der Ursprung der Pace-Bewegung aus Italien.

Unter dem vielfarbigen schützenden Bogen kann ich also Schutz finden. Indem ich mich all den Menschen verbunden fühle, die mit mir gegen alles, was diese Zukunft düster macht, anhoffen. Gerade in diesen Tagen tut mir das gut. Erste Hoffnungszeichen gibt es. Einiges von dem, worunter Menschen zu leiden haben, könnte bald der Vergangenheit angehören. Auch wenn sich vieles, was Menschen bis ins Mark getroffen hat, nicht rückgängig machen lässt. Kleine Hinweisschilder in eine bessere Zukunft sind diese Regenbögen also, die die Kinder malen und ins Fenster hängen. Ich hoffe, dass sie nicht so bald verschwinden.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=30762
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