SWR3 Gedanken

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20APR2020
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Ich kann richtig böse werden. Wenn ich auf meinem Fahrrad sitze und von ignoranten Autofahrern geschnitten werde. Oder wenn ich mit dem Auto fahre, ach, da kann ich sogar gegen lahme Frauen wettern oder gegen Männer, die das mit der Potenz und den PS nicht hinbekommen. Da kommen mir Worte über die Lippen, die ich sonst im Leben eher nicht benutze…

Also, böse kann auch ich werden. Und ich glaube, es tut gut, sich da auch mal Luft zu machen. Aber man muss es nicht gleich jemandem an den Kopf knallen. Deshalb verstehe ich nicht, wenn Menschen ihren Nachbarn böse Zettel in den Briefkasten werfen, weil das Kind laut ist, oder wenn sie sich gleich beim Vermieter über die alte Dame beschweren, weil sie etwas zu laut Fernsehen guckt. Und was ich überhaupt nicht verstehe, sind Diffamierungen im Internet; wenn jemand einem anderen Menschen Hatemails schickt. Das geht über meinen Verstand.

In der Bibel gibt es einen Vergleich, der fängt etwas altmodisch mit Schiffen an und wird dann aber erstaunlich aktuell. In der Bibel steht: „Seht euch Schiffe an: Sie sind groß und werden von starken Winden vorwärtsgetrieben. Dennoch lassen sie sich mit einem vergleichsweise kleinen Ruder auf den vom Steuermann bestimmten Kurs bringen. Genauso ist die Zunge nur ein kleines Glied des Körpers. Dennoch tut sie ganz groß.“ (Jakobus 3,4f)

Wir sollten unsere Zunge öfters im Zaum halten und sie auf Kurs bringen. Ja, vielleicht fühlen viele sich ohnmächtig und schwach, wenn sie lospoltern. Aber Worte wirken mächtig! Böse, niederträchtige Worte, Gerüchte und Unwahrheiten sind ein tödliches Gift. Ein tödliches Gift, das uns in eine falsche Richtung verleitet. Wir haben das Ruder in der Hand, die Zunge im Mund, wir sind der Steuermann, nicht die Winde, nicht unsere Emotionen. Das Ziel ist ruhiges Fahrwasser, Vernunft und Mitmenschlichkeit!

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