SWR2 Wort zum Tag

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09APR2020
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„Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost was kommen mag.“ Heute, am Gründonnerstag 2020 kommen diese Worte besonders nah. Vor 75 Jahren, am 9. April 1945 ist ihr Verfasser umgebracht worden. Dietrich Bonhoeffer, evangelischer Pfarrer und Theologe. Er hat sie geschrieben, als Gefangener der Nazis. Weil er sich dem aktiven Widerstand angeschlossen hatte.

„Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost was kommen mag.“ Ich hoffe und glaube, dass diese Gewissheit Bonhoeffer bis zuletzt getragen hat. Als er sein Gedicht 4 Monate vor seiner Hinrichtung geschrieben hat, war er schon seit 1 ½ Jahren im Gefängnis.

In diesem Jahr fällt Bonhoeffers Todestag auf den Gründonnerstag. Am Gründonnerstag hat Jesus zum letzten Mal mit seinen Freunden zusammen Pessach gefeiert. Anschließend ist er verhaftet worden. Er hat sein Leben für andere hingegeben, so wie viel später der Christ Dietrich Bonhoeffer.

Es tut arg weh in diesem Jahr für Christen auf der ganzen Welt, dass wir diese besonderen Tage und Gottesdienste nicht miteinander feiern können. Ich habe selten so gespürt, wie körperlich wir sind. Und wie es fehlt für Leib und Seele, wenn man anderen nicht selbstverständlich nah sein kann, miteinander essen, feiern, sich umarmen.

„Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost was kommen mag.“ Dietrich Bonhoeffer hatte diesen Trost, weil er sein Leben eingeschrieben hat in das von Jesus. Bonhoeffer ist in den Tod gegangen, weil er seine Überzeugung gelebt hat. Als Zeuge für Jesus den Juden ist er in den Widerstand gegangen. Schon früh, 1933 ist Bonhoeffer den Nazis auch in der Kirche entgegengetreten: „Nur wer für die Juden schreit, darf auch gregorianisch singen.“ Christentum ist mehr als die Erhebung der eigenen Seele, hat er gewusst. Diese Haltung hat er gelebt und sie hat ihm dem Tod gebracht.

Ich glaube, das ist fundamental, dass man beides beisammenhalten kann. So eine Gewissheit wie ‚von guten Mächten wunderbar geborgen.‘
Damit ich auch in Krisen und Angst Boden unter den Füßen behalten kann.
Ich nenne das Gottvertrauen. Aber es gehört auch dazu, dass ich die Zuwendung Gottes nicht für mich und meine Lieben reserviere. Darum: „Nur wer für die Juden schreit, darf auch gregorianisch singen“.

Für wen muss man in diesen Zeiten ‚schreien‘? Ich denke an Familien in engen Wohnungen, denen jetzt das Geld ausgeht. An die Kinder dort vor allem. Ich denke an einsame Ältere. Für sie muss man vielleicht nicht schreien, aber anrufen. Oder sich anrufen lassen. Ich hoffe, wir können auch trösten als gute Mächte.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=30717
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