Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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22APR2020
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Käthe Kollwitz, Pietà (Mutter mit totem Sohn) 1937-1939, Bronze, Kölner Kollwitz-Sammlung © Käthe Kollwitz Museum Köln. www.kollwitz.de

Heute vor 75 Jahren starb die Künstlerin Käthe Kollwitz – wenige Tage vor Ende des Zweiten Weltkriegs.

Ihr bekanntestes Werk ist eine zeitlose Mahnung für den Frieden. „Mutter mit totem Kind“, so nannte Kollwitz ihre kleine Plastik. Man sieht eine Frau in weitem Mantel. In ihrem Schoß liegt ihr erwachsener Sohn, tot. Die beiden Figuren scheinen miteinander zu verschmelzen.

Der Betrachter fühlt sich sofort an die Darstellung der Mutter Gottes erinnert, die ihren vom Kreuz abgenomennen Sohn Jesus hält. Eine Pietà also.

Diese Deutung aber hat Käthe Kollwitz immer wieder zurückgewiesen. Nein, die trauernde Mutter ist nicht Maria. Es ist die Künstlerin selbst. Kollwitz nennt sie eine „alte, einsame und dunkel nachsinnende Frau“.

Und der junge Mann, der zwischen ihren Knien auf dem Boden kauert, ist Peter Kollwitz, einer ihrer beiden Söhne.

Seinen Tod hat Käthe Kollwitz nie überwinden können. Peter starb im Oktober 1914, im Schützengraben auf einem der Schlachtfelder in Flandern.

Wie viele junge Männer hatte er sich im Sommer als Kriegsfreiwilliger gemeldet. Mit seinen Freunden wollte er für Deutschland kämpfen. Dabei war er damals mit 18 noch nicht volljährig. Er brauchte die Einverständniserklärung seiner Eltern. Der Vater lehnte ab. Es gab Streit in der Familie. „Das Vaterland braucht meinen Jahrgang noch nicht, aber mich braucht es!“ So erklärte Peter. Und seine Mutter? Sie unterstützte ihn. Und obwohl sie alles andere als kaisertreu war, hängte sie zum Abschied ihres Sohnes die schwarz-weiß-rote Reichsfahne aus dem Fenster.

Nach kurzer Ausbildung ging es für Peter an die Front. Der letzte Brief der Mutter an ihn kam ungeöffnet zurück mit dem Aufdruck „gefallen“.

Von da an lebte und arbeitete Käthe Kollwitz kompromisslos für den Frieden. „Nie wieder Krieg!“Nie wieder sollten Mütter und Väter um ihre gefallenen Söhne trauern müssen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=30715
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