SWR3 Gedanken

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Letzten Sommer war ich auf einer echten Traumhochzeit eingeladen. Na ja, zumindest hat das Ganze wie eine echte Traumhochzeit begonnen. Der Weddingplaner hätte es nicht besser inszenieren können: Das schöne Barockkirchlein überm Bodensee, Sektempfang mit Blick bis zu den Alpen, ein strahlender Sommertag. Und ein ebenso strahlendes Brautpaar, das in eine weiße Stretchlimousine einsteigt. Eine edle Karosse mit Überlänge. Nach dem Sektempfang soll´s nämlich durch die verwinkelte Altstadt zum Festsaal gehen. Ein leckeres Essen wartet auf uns – so lautet zumindest der Plan...
Doch das letzte, was die Hochzeitsgesellschaft vom Brautpaar sieht sind die getönten Scheiben der davon fahrenden Limousine. Zwei Stunden später sind die beiden frisch Verheirateten immer noch nicht beim Festsaal eingetroffen. Ich sehe einige besorgte Gesichter. Andere eher hungrig und schon leicht verärgert.
Endlich ein Anruf des Bräutigams: Die ganze Sache verzögert sich noch etwas. Die Stretchlimo ist in den engen Gässchen der Altstadt stecken geblieben. Ich kann mir ein Schmunzeln nicht verkneifen. Besser hätte man die Geschichte nicht erfinden können.
Manchmal ist die Stretchlimo einfach eine Nummer zu groß für die engen Gässchen des Lebens. Das merke ich besonders dann, wenn ich mir zu viel vornehme. Sei´s mein Arbeitspensum für den Tag oder eine frisch begonnene Diät. Oft will ich zuviel auf einmal.
Das nächste Hochzeitspaar, bei dem ich eingeladen war, hat sich was anderes einfallen lassen. Sie wurden mit einer Fahrrad-Rikscha kutschiert. Ich weiß nicht, ob dieses Paar einfacher durchs Leben kommt. Aber die verwinkelten Sträßchen um die Kirche, die haben sie eindeutig besser gemeistert.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=3071
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