Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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09APR2020
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Es hat sich überhaupt nichts geändert. Nur die Kleidung der Akteure und die Werkzeuge, mit der die einen die anderen quälen und demütigen. In den Folterkellern der Gegenwart wird noch genauso verfahren wie in denen vor 2000 Jahren. Nur das man damals keine Fotos davon verbreitet hat wie z.B. die aus dem irakischen Gefängnis Abu Graibh vor 15 Jahren. Aber man hat die Geschichte weiter erzählt, wie das war, als man diesen Jesus von Nazareth in einer Nacht- und Nebelaktion verhaftet, gefoltert und verurteilt hat. Man braucht eben nur das richtige Personal, das man auf die Delinquenten loslassen kann. Willige Werkzeuge, eigentlich nur Randfiguren im großen Spiel. Aber ohne diese Randfiguren funktionieren diese Spiele nicht. Auch nicht die Verhaftung, der Prozess und der Tod des Jesus aus Nazareth. Daran denken die Christen auf der ganzen Welt in dieser Woche besonders. Die Bibel erzählt von der Folter und der Verspottung Jesu durch die Soldaten. Irgendwie haben sie mit bekommen, dass er sich wohl als „König der Juden“ aufgeplustert habe und treiben jetzt ihre Späße mit ihm. Setzen ihm eine Dornenkrone auf und es hagelt noch eine Extraration Prügel. Die Geschichte der Welt ist voll von solchen Soldaten. Sie ist aber auch voll von Frauen und Männern, die um ihres Gewissens willen, ihrer Überzeugung willen und um des Glaubens willen ihr Leben aufs Spiel setzen und bereit sind, Schläge, Hohn und Spott zu ertragen. Heute denk ich da z.B. an die, die Menschen vor dem Ertrinken aus dem Mittelmeer retten und dafür verhaftet werden. Und immer wieder wiederholt sich tausendfach das, was Jesus von Nazareth selbst aushalten musste. Vor seinem Tod war er dem Spott der Soldaten ausgeliefert. Für Jesus wird es wohl bittere Erfahrung gewesen sein, dass er in der Bergpredigt eine ganz bestimmte Seligpreisung ausspricht. Denn er weiß, dass wir sie bitter nötig haben: „Selig seid ihr, wenn ihr meinetwillen beschimpft und verfolgt und auf alle mögliche Weise verleumdet werdet. Freut euch und jubelt, euer Lohn im Himmel wird groß sein.“ (Mt 5,11f

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