SWR2 Wort zum Tag

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04APR2020
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„…uns wird klar, dass wir alle im selben Boot sitzen, alle schwach und orientierungslos sind, aber zugleich wichtig und notwendig, denn alle sind wir dazu aufgerufen, gemeinsam zu rudern, alle müssen wir uns gegenseitig beistehen.“ Das waren die Worte von Papst Franziskus bei seinem ungewöhnlichen Gebet „Urbi et Orbi“ letzte Woche auf dem leeren Petersplatz. „Auf diesem Boot ...“ so sagte er „befinden wir uns alle.“

In diesen Tagen hört man viel von der Angst, dass das Coronavirus in den armen Ländern der Erde so verheerende Wirkung haben könnte. Da ich beruflich und privat viel mit afrikanischen Ländern zu tun habe, kenne ich die Umstände, in denen vor allem die Armen in den Städten dort leben. Abstand halten, um die Übertragung zu verhindern ist schlichtweg unmöglich. In diesen Tagen vor Ostern sammelt das Hilfswerk Misereor traditionell Spenden für humanitäre Projekte und Entwicklungsprojekte und dieses Jahr ist es ganz besonders wichtig, hier mitzumachen, damit im Süden unserer Erde so viel Leid wie möglich gelindert werden kann, das durch die Ansteckung mit dem Coronavirus entsteht. Viele Menschen dort sind ihm tatsächlich schutzlos ausgeliefert.

Ja, es ist ermutigend, zu sehen, dass jetzt mehr Solidarität entsteht über Grenzen von Ländern und Kontinenten hinweg. Wir erkennen in diesem Moment tatsächlich, dass wir im gleichen Boot sitzen und der Sturm und die Wellen uns gemeinsam bedrohen. Es wäre aber so wichtig, dass dieser Geist der globalen Solidarität auch dann unter uns bleibt, wenn die Krise wieder vorbeigeht. Es muss endlich zu einer zentralen Frage unserer Politik werden, wie wir solche Armut langfristig und effektiv bekämpfen können, wie sie in den überfüllten Slums afrikanischer, asiatischer oder lateinamerikanischer Städte herrscht.

Diese Frage darf nicht wieder in derjenigen Kammer der gesellschaftlichen Diskussion verschwinden, bei der „sekundär“ auf der Tür steht! Warum gibt es darüber keinen politischen Wettbewerb, der einen Wahlkampf ernsthaft prägen würde? Nur eine Bekämpfung der massenhaften Armut kann verhindern, dass Menschen auf so engem Raum leben müssen und Pandemien so schutzlos ausgeliefert sind! Es sind so elementare Überlebensfragen der Menschheit, dass sie endlich auch im Mainstream unserer Diskussion ankommen müssen. Dann wäre an einem wichtigen Punkt aus der Krise eine Chance geworden.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=30695
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