SWR2 Wort zum Tag

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03APR2020
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„Hück steiht de Welt still, för ne kleine Moment. Wenn mr öm sich röm alles verjiss“

Ich liebe den kölschen Karneval und ich kann mich darin verlieren. Erst kürzlich war das doch noch, da war ich da mit meinen Freunden in einer Halle mit tausenden von anderen Jecken – so dicht beieinander, dass man sich kaum bewegen konnte. Dieses ausgelassene Feiern zusammen mit so vielen Menschen entwickelt ein großes Gefühl von Verbundenheit. Und dann kam dieses Lied der Band Cat Ballou und so wie es im Text heißt, fühlte ich: „Hück steiht de Welt still; Un us nem kleine Augebleck weed Iwigkeit, Wenn mer he zesamme sin“.

Fünf Wochen später saß ich in meinem Wohnzimmer und sah auf dem Bildschirm eine einsame weiße Gestalt auf dem komplett leeren Petersplatz in Rom. Wo sonst tausende Menschen sich drängen, war nun niemand. Dieses Bild hat mich ergriffen, wie Papst Franziskus alleine die Stufen hinaufging um zu beten, zu predigen und den Segen „Urbi et Orbi“ zu spenden, der noch nie zuvor außerhalb der Regel angesetzt wurde. Und wieder hatte ich das Gefühl, dass die Welt stillsteht –und aus einem kleinen Augenblick wird Ewigkeit, weil wir hier zusammen sind.

Unvorstellbar, dass zusammen sein nun bedeutet, von einander Abstand zu halten. Beim Karneval in Köln waren wir uns der Gefahr noch nicht so richtig bewusst, die das enge Zusammenstehen mit sich brachte und jetzt ist die ganze Welt auf Abstand gegangen.

Was tröstlich an der Situation ist: wir sind weltweit verbunden in dieser Krise, die so viel Unvorstellbares mit sich bringt.
Im Gebet des Papstesging es um die Geschichte aus dem Markusevangelium, in der die Jünger Jesu mitten auf dem See von einem unerwarteten heftigen Sturm überrascht werden. Franziskus deutet die Situation der weltweiten Corona-Krise so, dass „wir alle im selben Boot sitzen, alle schwach und orientierungslos sind“ Er sagt, dass „wir alle dazu aufgerufen sind, gemeinsam zu rudern, alle müssen wir uns gegenseitig beistehen. Auf diesem Boot ... befinden wir uns alle.“

Wie sehr wünschte ich, dass dieser Geist auch nach der Krise weitergehen kann – und wir merken, dass wir auf diesem Globus im gleichen Boot sitzen, unabhängig davon, ob wir direkt nebeneinander oder auf verschiedenen Kontinenten leben.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=30694
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