SWR3 Gedanken

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08APR2020
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Ich war schon wieder auf dem Rückweg. Bei schönem Wetter eine Tour mit den Inlinern. Auf einem gut befestigten Weg war plötzlich Schluss. Ein Stein hatte sich zwischen Rolle und Bremse geklemmt und ich bin gestürzt. Hose kaputt, Daumen verdreht. Ich lag eine ganze Weile auf dem Boden. Viele Radler sind an mir vorbeigefahren. Einer hat sich im Vorbeifahren umgedreht und gerufen „Ist schon alles klar, gelle?!“. Naja, was hätte ich da noch antworten sollen.

Dabei: Früher hat immer jemand angehalten. Wenn ich einen Unfall hatte, ob mit Inlinern oder dem Rad. Oft waren es mehrere, die mir geholfen oder ihre Hilfe angeboten haben. Dieses mal war das anders. Ob die, die vorbeigefahren sind, Angst hatten, sich bei mir mit Corona anzustecken?  

Das Gleichnis vom barmherzigen Samariter. Das kennt fast jeder. Wo ein Mann verwundet am Wegrand liegt. Wie bei mir gehen einige Männer an ihm vorbei. Nur einer bleibt stehen und hilft. Ausgerechnet ein Ausländer, einer aus einer anderen Kultur. Es ist ihm egal, wer der Verwundete ist. Es ist ihm egal, was ihm das bringt zu helfen. Er hilft einfach. Er bringt den Verletzten dorthin, wo er weitere Hilfe bekommt, kümmert sich also darum, dass es dem Verletzten gut geht.

Ich verstehe die Geschichte so: Die eigene Gesundheit ist wichtig. Aber dem zu helfen, der einem vor die Füße gerät und Hilfe braucht, ist auch wichtig. Nächstenliebe in Zeiten von Corona ist auch wichtig. Ich hoffe, dass uns die Corona-Angst nicht den Blick und das Herz verschließt. Dass wir uns weiterhin um andere kümmern und achtsam bleiben wie der barmherzige Samariter.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=30690
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